Bietigheimer Zeitung

"Hervorragende Wettbewerbssituation"
Seit dem 1. Mai ist der ehemalige Bundesliga-Handballer Jens Lause Geschäftsführer bei der SG BBM Bietigheim. Im Interview äußert er sich.

Herr Lause, verstehen Sie schon Schwäbisch?
JENS LAUSE (lacht): A bissle. Um ehrlich zu sein, wenn alle langsam sprechen, verstehe ich schon etwas.

Wie kam der Kontakt zur SG BBM zustande?
LAUSE: Über Timo Schön (ehemaliger Geschäftsführer der SG BBM, die Redaktion). Er hat mich angesprochen, dadurch kam der Kontakt zustande. Das war im Dezember 2013.

Sie kannten also die SG BBM.
LAUSE: Natürlich nicht intern, aber aus dem Spielbetrieb. Namentlich kannte ich Patrick Zieker, der ja von Bietigheim nach Lemgo gewechselt ist. Daher war mir das mit Bietigheim und der Zweiten Liga bewusst.

Mit Bastian Spahlinger und Ihnen gibt es zwei Geschäftsführer bei der SG BBM. Wie ist die Aufgabenverteilung vorgesehen? Sind Sie eher für die Männer zuständig?
LAUSE. Nein. Wir wollen das beide in Gänze machen. Die Strukturen müssen wir aber noch schaffen. Zum einen muss ich mir einen Überblick verschaffen, wie groß das Ganze ist. Zum anderen ist es so, dass sein Bereich natürlich Marketing und Kommunikation ist, bei mir geht es eher in die Bereiche Sport, Finanzen und Organisation. Darüberhinaus haben wir auch den Bereich Breitensport und Talentschmiede, die eigentlich auch wieder als separater Bereich zu sehen ist. Wir werden ressortübergreifend das erste halbe Jahr oder Jahr arbeiten müssen. Ich muss viele Dinge lernen und verstehen. Bastian Spahlinger hat ein hervorragendes Netzwerk. Andererseits entlaste ich ihn auch gerade was den Sport und die Organisation angeht. Dann müssen wir natürlich die Finanzen machen. Es ist so, dass viele Dinge ineinandergreifen, von daher gibt es noch keine endgültige Struktur, aber wir arbeiten daran, um alles auf breitere Beine zu stellen.

Es ist also nicht so, dass Sie speziell den Männerbereich übernehmen?
LAUSE: Nein, so war es nicht angedacht. Wir haben ein Alleinstellungsmerkmal im Verein mit den Frauen in der Bundesliga und den Männern in der Zweiten Liga sowie der Talentschmiede. Da muss es das Ziel sein, auch da irgendwann einmal Bundesliga zu spielen. Wir haben eine hervorragende Wettbewerbssituation, da muss man eigentlich alles zusammennehmen. So sind auch die Gespräche im Vorfeld gelaufen, und ich habe dem zugestimmt. Jetzt müssen wir eine vernünftige Struktur dazu finden.

Wie bewerten Sie die drei Spielstätten der SG BBM mit der Halle am Viadukt, der MHP-Arena und der EgeTrans-Arena?
LAUSE: Das kann Fluch und Segen sein. Einerseits brauchen wir als SG BBM Bietigheim eine Heimspielstätte. Das ist im Moment die Viadukthalle. Wir haben die Ausweichmöglichkeiten im eigenen Ort mit der EgeTrans-Arena, die jetzt nicht unbedingt eine Ballsporthalle ist, sondern eine Multifunktions- und Eishockeyhalle. Aber man hätte die Möglichkeit, bei besonderen Anlässen oder Events wenn eine erhöhte Nachfrage ist, dorthin zu wechseln. Mit der MHP-Arena gab es die Möglichkeit, den Ort sponsoren- und zuschauertechnisch zu erschließen. Wenn man die letzten Spiele nimmt, die zwar sportlich positiv verlaufen sind, und die Resonanz sieht, muss man Kosten und Nutzen hinterfragen, ob man das in dem Umfang so weitermacht.

Die Verteilung der Spiele für die kommende Saison ist aber noch nicht festgelegt?
LAUSE: Noch nicht endgültig. Es wird Spiele in der MHP-Arena und der EgeTrans-Arena geben, aber welche das sind, steht noch nicht fest. Wir warten jetzt erst die Auslosung bei den Frauen im Europapokal ab. Dann haben wir eine neue Situation, denn der EHF-Cup, wenn er es denn wird, kann nicht in der Viadukthalle gespielt werden. Dann wird man sicherlich die Frage stellen, wo trägt man diese Spiele aus. Für die Männer ist es sicherlich erstmal wichtig, hier eine Heimat und eine Basis zu finden. Die letzten Heimspiele waren bei den Männern nicht so ausverkauft wie bei den Frauen. Deshalb sollten wir den Fokus hier erstmal nach Bietigheim legen. Das treibt uns in den Köpfen um. Wir werden das aber bald machen müssen, denn die Zeit drängt.

Welchen Eindruck haben Sie von der Herrenmannschaft der SG BBM?
LAUSE: Eigentlich einen sehr guten. Dass die Mannschaft diese Saison unter Norm gespielt hat, war sicher nicht zu erwarten, aber was die Zukunft angeht, habe ich überhaupt keine Bedenken. Sie ist gut trainiert, sie funktioniert als Mannschaft und hat mit dem isländischen Torwart Aron Edvardsson einen guten Rückhalt bekommen. Sie muss sich sicherlich bei der Spielgestaltung fangen, sprich sie hat Spiele hintenraus verloren, die sie teilweise schon gewonnen glaubte. Da geht es einfach um Konzentration bis zum Schluss. Für die Zukunft macht mir das keine Sorgen.

Wird es weitere Neuzugänge geben?
LAUSE: Nein. Bis auf Enrico Meissner und Valentin Schmidt nicht. Wir haben die beiden Vakanzen auf der Torhüter- und der Mittelposition ersetzt. Alles andere werden wir nicht machen. Die eine oder andere ungeklärte Situation bei Spielern für das nächste Jahr werden wir klären.

Das bedeutet, dass es außer Stanislaw Gorobtschuk und Timo Salzer keine weiteren Abgänge geben wird.
LAUSE: Nein. Wir gehen davon aus, dass es so kommt. Wir müssen aber auch dahin kommen, dass wir aus den eigenen Reihen, sprich zweite Mannschaft und A-Jugend, diese Positionen mit zu besetzen. Es geht darum, dass wir Identität mit eigenen Leuten schaffen. Andererseits erhoffen wir uns von Timo Salzer und Christian Schäfer eine gewisse Qualität an Ausbildung. Bei den Damen haben wir ja in den letzten drei Jahren eine Entwicklung, wo das gegriffen hat. Das wollen wir im Herrenbereich genauso schaffen.

Ist eine Rückkehr der Männer in die Bundesliga aus Ihrer Sicht mittelfristig möglich?
LAUSE: Mittelfristig würde ich sagen, ja. Dazu gehört aber auch eine Sache: Wenn ich Bundesliga spielen möchte, brauche ich auch eine bundesligataugliche Halle. Damit sind wir wieder beim Thema Viadukthalle, die ja nicht erstligatauglich ist. Das hat ja auch zum Umzug in die beiden Arenen geführt. Von daher müsste man das parallel mitentwickeln. Wir sind dabei, ein Konzept für die nächsten zwei, drei Jahre zu erarbeiten, wo es auch darum geht, welche Positionen mit welchen Leuten bestückt werden, um nicht jedes Jahr von der Hand in den Mund zu leben und wieder von vorne anzufangen. Dass ist ja auch das, weshalb man mich dazu geholt und gesagt hat: ,Lass uns da mal einen mittelfristigen Plan machen'.

Wie bewerten Sie die Entwicklung der Frauen bei der SG BBM?
LAUSE: Grundsätzlich kann man das so machen. Die Investition in die Mannschaft trägt jetzt Früchte. Ich sehe das als Werbefaktor für die Stadt und die Region. Es zieht letztendlich viele Kinder und talentierte Mädchen in den Verein. Das hat auf jeden Fall eine Sogwirkung, von daher finde ich das ganz gut. Bei den Männern ist es genau umgekehrt. Da versucht man, mit jüngeren Leuten und mit etwas einfacheren Mitteln trotz alledem eine sportliche Qualität hinzubekommen. Das ist ja der Spagat, den wir gehen. Es ist ja kein Geheimnis, die letzten Spiele waren alle nicht gut verkauft. Man muss gucken, dass man wirtschaftlich erst mal wieder einen Sockel findet und trotz alledem nicht die sportliche Qualität verliert. Das ist die Kunst. Deswegen ist es wichtig, dass wir mit Ruhe und Konstanz in die nächste Saison gehen. Damit die Spieler befreit auftreten und spielen können. Bei dem einen oder anderen merkt man schon eine gewisse Last aufgrund der Erstligazugehörigkeit, des Abstiegs und des doch relativ tiefen Falls. Der Druck ist erstmal weg. Herr Lause, vielen Dank für das Gespräch.

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