Bietigheimer Zeitung
SG BBM Bietigheim: Bundesliga eine Nummer zu groß
Die Bundesliga erwies sich für den Aufsteiger SG BBM Bietigheim als eine Nummer zu groß. Nur sechs Siege und ein Unentschieden waren viel zu wenig, um ernsthaft den Klassenerhalt in Erwägung zu ziehen. Die SG BBM geht aber gestärkt aus der Liga und plant die Rückkehr.
Raus mit Applaus: Nach dem letzten Spiel der Premieren-Saison in der Bundesliga gegen den Bergischen HC, das die SG BBM 32:25 gewonnen hatte, verabschiedeten die Zuschauer in der EgeTrans-Arena die Bietigheimer Handballer mit lang anhaltendem Beifall. Mit 3003 Zuschauern im Schnitt pro Heimspiel lag der Aufsteiger in der Besuchertabelle der Liga auf Rang 14.
Sportlich sah es anders aus: Mit großem Punkteabstand auf den vorletzten Tabellenplatz verabschiedete sich die SG BBM wieder aus der Erstklassigkeit. Wären viele Spiele schon nach 45 Minuten abgepfiffen worden, sähe die Bilanz ganz anders aus. Denn in vielen Partien agierten die Bietigheimer auf Augenhöhe und lagen bis zu diesem Zeitpunkt häufig in Führung.
Konzentrationsmängel, schwache Abschlüsse und Lücken in der Defensive führten zu Niederlagen. Auch hatte Trainer Hartmut Mayerhoffer nicht die Tiefe in seinem Kader, um entsprechend reagieren zu können. Das machte sich auch dann bemerkbar, als es Verletzungen gab. Trotz der vielen Enttäuschungen und Niederlagen betonte Trainer Mayerhoffer stets die Weiterentwicklung seiner Mannschaft. Das galt auch, als der Abstieg schon bald nach Rückrundenstart praktisch feststand. Das Team zog die Spiele dennoch mit hohem Engagement und Willensstärke durch.
Keineswegs fahrlässig, sondern den Gegebenheiten des auf 1,5 Millionen Euro geschätzten Etats angepasst, machten die Bietigheimer nach dem Aufstieg keine verrückten Sachen und vertrauten in erster Linie auf den Kader, der den Sprung in die Bundesliga trotz erheblichen Verletzungspechs geschafft hatte. Mit Dominik Schmid kam ein österreichischer Nationalspieler, der sich ebenso wie Julius Emrich als Verstärkung erwies.
Als relativ schnell klar war, dass der Neuling zwar mit seinem Tempospiel begeistern konnte, dass aber die körperliche Überlegenheit der Gegner aus der Eliteklasse zu groß war, legte die SG BBM auf dem Transfermarkt nach. Mit Darko Stanic kam ein Weltklasse-Mann fürs Tor, der bullige Roko Praznik und der baumlange Romas Kirveliavicius verbesserten die Körperlichkeit und sorgten für mehr Stabilität im Rückraum und in der Abwehr. Stanic erwies sich als Rückhalt, war am Ende aber machtlos und verabschiedete sich schon im März. Er wird in der kommenden Saison bei den Rhein-Neckar Löwen spielen.
Mit den drei Verstärkungen gelang der SG BBM mit dem 29:26 bei der HSG Wetzlar der erste Auswärtssieg. Es blieb im weiteren Saisonverlauf der einzige. Ab dem zehnten Spieltag stand der Aufsteiger durchgehend am Tabellenende. Mit den Heimsiegen in Ludwigsburg gegen den VfL Gummersbach und vor allem Frisch Auf Göppingen setzten die Bietigheimer Duftmarken in der Liga und sorgten für Begeisterung beim Publikum. Das erfreute sich sowohl in den Heimpartien in der EgeTrans-Arena in Bietigheim als auch in der MHP-Arena in Ludwigsburg am Willen, der Kampfkraft der Mannschaft sowie an der Bundesliga. Hautnah erlebten die Fans die Stars des THW Kiel, der Rhein-Neckar Löwen oder aus Flensburg.
Für einen Paukenschlag sorgte die SG BBM Ende März mit der Freistellung des langjährigen Geschäftsführers Timo Schön. Sein Nachfolger wurde mit Jochen Steinkühler ein "Branchenfremder". Der 49-Jährige aus Recklinghausen ist ein Marketingfachmann und arbeitete in seinem Kernbereich zehn Jahre lang für den Deutschen Basketball-Bund. Er soll sich neben dem sportlichen Bereich und organisatorischen Dingen vor allem auch um Gewinnung neuer Sponsoren kümmern und die wirtschaftliche Basis für eine baldige Rückkehr in die Bundesliga schaffen.
Denn zurück will die SG BBM nach den Erfahrungen der neun Monate in der deutschen Eliteliga.
Die Bietigheimer Macher halten den Kader weitgehend zusammen, auch Trainer Hartmut Mayerhoffer, der keine Sekunde infrage gestellt wurde, bleibt an Bord. Neben Stanic und Hannes Lindt, der die SG schon im Dezember verlassen hatte, gehen auch Andreas Blodig (TSB Horkheim), Marco Rentschler (Frisch Auf Göppingen), Christian Heuberger (TGS Pforzheim), Torwart Jan Kulhanek, Kirveliavicius (beide HSC Coburg) und Praznik.
Verpflichtet hat die SG BBM bislang nur Towart Ivan Stefanovic aus Zagreb, Talent Jan Döll vom Drittligisten Groß-Bieberau, den Litauer Gerdas Babarskas aus der ersten Liga in Österreich und dieser Tage den 20-jährigen Max Emanuel von Erstliga-Aufsteiger Leipzig.
Anders als etwa beim Mitabsteiger TSG Friesenheim, den zwölf von 18 Spielern, Trainer und zwei Funktionäre verlassen haben, setzt die SG BBM auf Kontinuität und auf eine junge Mannschaft mit Entwicklungspotenzial. Die, die in der Bundesliga dabei waren, konnten vielfältige Erfahrungen sammeln. Den Kern bilden Ex-Nationalspieler Timo Salzer, Robin Haller, Christian Schäfer und Andre Lohrbach, die schon länger bei der SG BBM sind. Und Stefanovic bringt auch vielerlei Erfahrung und Qualität mit. Ein Selbstläufer wird die Zweite Liga nicht, dazu ist die Konkurrenz zu stark, allen voran die Mitabsteiger HC Erlangen und GWD Minden, sowie die ambitionierten Klubs wie HSC 2000 Coburg, HSG Nordhorn-Lingen oder auch der VfL Hamm.