Ludwigsburger Kreiszeitung
Unterzahl und FA-Torhüter Prost brechen SG das Genick
Die Bundesliga-Handballer der SG BBM Bietigheim haben im württembergischen Derby gegen Frisch Auf Göppingen eine zu hoch ausgefallene 17:27-Niederlage kassiert. Bei Halbzeit lag die SG noch mit 12:11 in Front.
4800 Zuschauer waren in die EWS-Arena gekommen, um eine Handballparty zu feiern, an deren Ende für Frisch Auf der Einzug in den EHF-Pokalwettbewerb stand.
Als Spielverderber erwiesen sich dabei lange Zeit die kess aufspielenden Bietigheimer Gäste, die den Göppingern 30 Minuten einen Schlagabtausch auf Augenhöhe lieferten. Die 12:11-Halbzeitführung, die Dominik Schmid, ausgerechnet mit einem Kempa-Trick erzielte, muss den Hausherren wie eine Majestätsbeleidigung vorgekommen sein. Wurde doch diese Wurfvariante vom Göppinger Bernhard Kempa erfunden.
Frisch Auf durfte sich bei seinem Torhüter Primoz Prost bedanken, dass sich der Rückstand beim Seitenwechsel in Grenzen hielt. Gleich fünfmal tauchten Andre Lohrbach (2), Robin Haller, Patrick Rentschler und Jonathan Scholz freistehend vor FA-Keeper Prost auf, scheiterten aber am slowenischen Nationaltorhüter.
Bietigheim gegen Prost
„Es war ein Spiel Bietigheim gegen Prost,“ konstatierte SG-Trainer Hartmut Mayerhoffer, der es nicht fassen konnte, dass seine Angreifer bei insgesamt 15 freien Würfen und vier Siebenmetern an dem Teufelskerl im Göppinger Kasten scheiterten. Frisch Auf legte seine Nervosität erst zu Beginn der zweiten Hälfte ab und drehte den Halbzeitrückstand binnen weniger Minuten in eine 16:13-Führung (37. Minute).
Dem besten SG-Werfer Schmid gelang nochmals der Anschluss zum 17:15 (41.) Als danach Haller sowie Romas Kirveliavicius Zeitstrafen kassierten, war bei dem Tabellenletzten der Widerstand gebrochen. Göppingen zündete angeführt von Nationalspieler Michael Kraus und Tim Kneule fortan den Turbo. Nach dem 6:0-Lauf zur 23:15-Führung hallten die ersten „Europa wir kommen“-Rufe durch die Arena, die ihrem Anspruch „Hölle Süd“ nach diesem Zwischenspurt mehr als gerecht wurde. Torhüter Prost, den die Ellentäler in den verbleibenden 19 Minuten nur noch zweimal bezwangen, wurde von den FAG-Fans mit Sprechchören gefeiert.
„Wir haben in der zweiten Hälfe fünf Zeitstrafen kassiert. In Unterzahl mussten wir neun Gegentore schlucken, die uns das Genick gebrochen haben“, war für SG-Coach Mayerhoffer neben dem in Weltklassemanier haltenden Prost der Grund, warum sein Team im zweiten Abschnitt eingebrochen ist. Beste Laune hatten dagegen die Göppinger Anhänger, die mit stehenden Ovationen den Einzug in den EHF-Pokal feierten.
Göppingen: Prost, Rebmann; Sesum (5), Kneule (4), Oprea (4), Späth (4), Schiller (3/2), Kraus (2), Schoch (2), Halen (2), Lobedank (1), Schöne, Beljanski, Fontaine.
SG BBM: Radovanovic, Kulhanek; Schmid (4), Lohrbach (3), Praznik (2), Schäfer (2), Blodig (2), Emrich (2), Haller (1), Barthe (1), Patrick Rentschler, Scholz, Beckmann.
Bietigheimer Zeitung
Mangelnde Treffsicherheit: SG BBM Bietigheim verliert in Göppingen
Frisch Auf Göppingen behauptete sich im schwäbischen Derby der Handball-Bundesliga mit einem 27:17(11:12)-Erfolg über die SG BBM Bietigheim. Das Team von SG-Coach Hartmut Mayerhoffer bestimmte dabei die erste Halbzeit, erzielte dann aber nur noch fünf Tore.
Im ersten Durchgang des Bundesliga-Derbys zwischen Göppingen und Bietigheim war es gerade so, als ob die Spieler der SG sich vor dieser Begegnung noch mal den Video vom Überraschungserfolg beim Hinspiel im Dezember als Motivationsspritze reingezogen haben. Nach 60 Minuten allerdings verlor der Absteiger mit 17:27.
Die SG BBM Bietigheim präsentierte sich vor 4800 Zuschauern in der Göppinger EWS-Arena hellwach. Sehr engagiert und kompakt stellte sich die Bietigheimer Abwehr den Angriffen der Grün-Weißen, die eins ums andere mal ins Leere liefen. Immer wieder leisteten sich die Göppinger Angreifer technische Fehler, die die Spieler der SG gerne annahmen und über Tempogegenstöße in Tore ummünzten. Das gefiel dem Übungsleiter gut: "Da haben wir sehr guten Handball gezeigt", freute sich Trainer Hartmut Mayerhofer. Wenngleich er doch bemängelte, "dass wir schon in dieser Phase zu viele frei Chancen vertan haben." Denn zum Leidwesen der Bietigheimer, war Göppingens Schlussmann Primoz Prost schon in dieser ersten Hälfte sehr präsent.
Aber die SG BBM Bietigheim war dennoch immer wieder in der Lage, in Führung zu gehen, so zum ersten Mal in der 13. Minute, als Andre Lohrbach einen der zahlreichen Tempogegenstöße erfolgreich zum 5:6-Spielstand abschloss. Nur sieben Minuten später, holten Robin Haller und der agile Dominik Schmid zum Doppelschlag zum 10:8 für ihre Farben aus und die SG führte mit einem Mal mit zwei Toren. Dabei sollte es nicht bleiben, denn in der 25. Minute warf Bietigheims Bester Dominik Schmid mit seinem Treffer zum 11:9, die SG erneut zum nächsten Zweitorevorsprung. Frisch Auf Göppingen konnte dann zwar zum 11:11 durch Frisch-Auf-Urgestein Dragos Oprea ausgleichen, aber die SG BBM Bietigheim holte sich unter den Augen des Erfinders mit einem Kempatrick doch noch die 12:11-Halbzeitführung. Dominik Schmid wurde von Patrick Rentschler toll bedient. Und dann hatte der Ideengeber kurz vor der Pausensirene nach einem erneuten Tempogegenstoß gar noch die Möglichkeit auf 13:11 zu erhöhen. Da scheiterte Rentschler aber am überragenden Göppinger Keeper Prost, der nun endgültig zu einer Weltklasseform auflief.
Wer weiß, was passiert wäre, wenn Prost im Tor keinen Sahnetag erwischt hätte, dann wäre die Führung für die Gäste zur Pause möglicherweise noch höher ausgefallen. So aber wurde der slowenische Nationaltorwart, erst recht in der zweiten Halbzeit, zum Erfolgsgaranten für die Gastgeber.
"Und so ist die zweite Hälfte auch schnell erzählt", musste Hartmut Mayerhoffer nach dem Spiel zerknirscht eingestehen, "denn da hieß es nur noch Bietigheim gegen Prost." Ganz so war es aber nicht, denn Magnus Andersson, der Coach der Grün-Weißen, war es offenbar in der Pause wieder einmal gelungen, seine Jungs auf Vordermann zu bringen. Frisch Auf Göppingen kam, wie schon in so manch anderer Begegnung zuvor, auch diesmal sehr konzentriert zur zweiten Halbzeit auf die Platte zurück, und der Frisch-Auf-Express kam damit dann auch so richtig ins Rollen.
Mit drei schnellen Toren in Folge holte sich der Altmeister innerhalb von drei Minuten die Führung zurück (14:12), und ließ fortan nichts mehr anbrennen. Prost brachte die Bietigheimer Angreifer an den Rande des Wahnsinns, während sein Gegenüber Mihailo Radovanovic immer mehr nachließ. Auf Seiten der SG erlahmten nun langsam aber sicher die Kräfte. Meyerhoff: "Da haben wir zudem noch mehr Freie verworfen."
Frisch Auf machte nun viel Druck und so erhöhten die Grün-Weißen kontinuierlich ihren Vorsprung und ließen nun den Bietigheimern keine Chance mehr. Nur fünf Treffer konnten die SG-Spieler in dieser zweiten Halbzeit noch erzielen, viel zu wenig, um den zukünftigen Europapokalteilnehmer ernsthaft zu gefährden.