Stuttgarter Zeitung
Ein Jahr Handball-Bundesliga
Die SG Bietigheim verabschiedet sich
Für die SG BBM Bietigheim ist das Abenteuer Handball-Bundesliga fünf Spieltage vor Schluss beendet. Der Aufsteiger steht nach der 24:26-Niederlage gegen Friesenheim als Absteiger fest.
Die Trauer hielt sich am Samstag in Grenzen, als feststand, dass für den Aufsteiger SG BBM Bietigheim das Abenteuer Handball-Bundesliga nach einer Saison wieder beendet ist. Das hatte sich schon seit der Winterpause angedeutet, nun ist es eben amtlich. Die SG verlor das Duell gegen den Mitaufsteiger TSG Friesenheim vor 2206 Zuschauern in der Ludwigsburg MHP-Arena 24:26 und ist damit nicht mehr zu retten.
Mit etwas Glück und weniger Verletzungspech, am Samstag fehlten neben Marco Rentschler auch Andreas Blodig und André Lohrbach, dazu waren Julius Emrich und Tim Dahlhus nur bedingt einsetzbar, wäre vielleicht der eine oder andere Punkt mehr möglich gewesen – oder auch ein Sieg gegen den Mitaufsteiger Friesenheim. „Wir waren lange auf Augenhöhe“, so Mayerhoffer, aber ein zwischenzeitlicher 9:13-Tore-Lauf brachte die SG auf die Verliererstraße. „Ich hoffe, dass uns in der Endphase der Saison wieder einige Spieler mehr zu Verfügung stehen.“ Um sich anständig aus der Liga zu verabschieden.
Parallel dazu laufen die Vorbereitungen auf die nächste Saison (in der zweiten Liga), offen sind noch die Verträge von Robin Haller, Rok Praznik und dem Österreicher Romas Kirveliavicius. „Wir sprechen mit allen drei Spielern und ich hoffe, dass wir in ein bis zwei Wochen eine Entscheidung haben“, sagt Mayerhoffer, der sich keine Illusionen macht. „Die zweite Liga wird kein Zuckerschlecken.“
Ludwigsburger Kreiszeitung
Mitaufsteiger Friesenheim besiegelt Abstieg der SG BBM
Nun ist es amtlich: Die SG BBM Bietigheim steht fünf Spieltage vor Saisonschluss als erster Absteiger aus der Handball-Bundesliga fest. Gegen Mitaufsteiger TSG Friesenheim unterlag die SG in der Ludwigsburger MHP-Arena mit 24:26 (11:13).
Mit elf Punkten Rückstand auf den rettenden 15. Platz kann der Aufsteiger in den ausstehenden fünf Partien auch rechnerisch die Klasse nicht mehr halten. Nach einem Jahr Bundesliga-Zugehörigkeit werden die Ellentäler einen Neubeginn in der 2. Bundesliga starten müssen. Die TSG Friesenheim hingegen darf mit nun 21:39 Punkten weiter vom Ligaverbleib träumen.
„Wir haben nach einer Viertelstunde unsere Struktur im Angriff verloren“, haderte SG-Trainer Hartmut Mayerhoffer und sprach damit gleich auf den „Knackpunkt“ des umkämpften Spiels an: Anders als in vielen anderen Begegnungen schwächelte seine Mannschaft nicht in der Schlussphase, sondern hatte nach einem starken Beginn und einer 8:5-Führung schon früh einen regelrechten Blackout. Die Ballverluste häuften sich und bis kurz vor dem Wechsel drehte die TSG Friesenheim das Spiel zu einer 13:9-Führung. „Davon haben wir uns bis zum Schluss nicht mehr erholt“, sagte Romas Kirvelavicius, der mit fünf Treffern hinter Christian Schäfer (7/davon 3 verwandelte Siebenmeter) zum besten SG-Torschützen avancierte.
Mayerhoffer fehlen Alternativen Ohne Marco Rentschler, Andre Lohrbach und Andreas Blodig sowie mit einem angeschlagenen Kreisläufer Julius Emrich fehlten Mayerhoffer die personellen Alternativen, um im Finish gegen die kampfstarken und homogen wirkenden Gäste wirklich etwas ausrichten zu können. Weil auch Dominik Schmid einige Schwachstellen offenbarte, konnte neben einem engagiert auftretenden Rok Praznik am Ende nur Kirivalicius aus dem Rückraum überzeugen. Noch vor dem Wechsel gelang dem Litauer mit zwei Treffern in Folge der 11:13-Anschluss.
Obwohl zweimal in Überzahl, gelang es den Gastgebern vor 2208 Zuschauern nach dem Seitenwechsel nicht, entscheidende Impulse zu setzen. Schäfer und wenig später Praznik scheiterten mit ihren Siebenmetern am starken Kevin Klier im TSG-Tor, Friesenheim baute seine Führung auf 15:19 aus. Zwar kam die SG dank eines spektakulären Reflexes von Mihailo Radovanovic, der in der zweiten Spielhälfte den ebenfalls überzeugenden Jan Kulhanek im SG-Tor ablöste, noch einmal auf zwei Treffer heran, doch auch nach Schäfers 100. Saisontreffer zum 20:22 hatten die Gäste bis zum Schluss stets die passende Antwort parat.
„Wir haben zu viele Spiele gegen gleichwertige Gegner verloren, uns fehlte über die Saison die Konstanz“, suchte Kapitän Timo Salzer nach Gründen für den frühzeitigen Abstieg.
Bietigheimer Zeitung
SG BBM Bietigheim steigt würdevoll ab
Die Erstliga-Handballer der SG BBM Bietigheim haben ihr drittletztes Heimspiel gegen den Mitaufsteiger TSG Friesenheim 24:26 verloren. Damit steht die Mannschaft von Trainer Hartmut Mayerhoffer vorzeitig als erster Absteiger fest.
Eine große Überraschung war's nicht mehr: Mit der 24:26-Heimniederlage gegen die TSG Friesenheim sind die Handballer der SG BBM Bietigheim am sechstletzten Spieltag in die Zweite Liga abgestiegen. Bei noch fünf ausstehenden Partien kann das Team um Kapitän Timo Salzer nun auch rechnerisch nicht mehr auf den fünftletzten Platz klettern, den aktuell der TBV Lemgo einnimmt. Für den Aufsteiger aus dem Enztal, der seit dem 4. Oktober 2014 das Schlusslicht der Eliteklasse bildet, endet das Abenteuer Erste Liga also bereits nach einem Jahr wieder.
Im Rahmen ihrer Erstliga-Abschiedstournee zeigten die Bietigheimer am Samstagabend in der Ludwigsburger MHP-Arena noch einmal ihre Krallen. Die "Eulen" aus Friesenheim mussten hart um die zwei für sie im Abstiegskampf so wichtigen Zähler kämpfen. Durch den Auswärtserfolg haben die weiter auf Rang 17 liegenden Ludwigshafener ihre Chancen auf den Klassenerhalt gewahrt. Entsprechend groß waren der Jubel und die Erleichterung der TSG-Handballer nach dem Aufsteigerduell. "Das war für uns heute ein Muss-Spiel", sagte Kapitän Philipp Grimm.
Bester SG-Torschütze war Christian Schäfer - der Rechtsaußen schlug siebenmal zu, darunter viermal per Siebenmeter. Eine starke Vorstellung bot auch sein linkes Pendant Jonathan Scholz, der den angeschlagenen André Lohrbach (Schleimbeutelentzündung im Knie) vertrat. Außer Lohrbach war auch Kreisläufer Julius Emrich angeschlagen und wurde darum nur sporadisch eingesetzt. Trotzdem hatte es in den ersten 20 Minuten den Anschein, als ob die SG BBM einen weiteren Achtungserfolg feiern und den Gegner noch tiefer in den Abstiegssumpf ziehen könnte. Keeper Jan Kulhanek glänzte mit einigen Paraden, die Abwehr packte entschlossen zu, und im Angriff erlaubten sich die Hausherren kaum Fehler und nutzten die Chancen. Dank ihrer couragierten Leistung führten die Mayerhoffer-Schützlinge nach 19 Minuten verdient mit 8:5.
Danach war es aber vorbei mit der Bietigheimer Handball-Herrlichkeit. Bis zur Pause ging nicht mehr viel, während sich die TSG jetzt ins Spiel hineingebissen hatte. Speziell der deutsche WM-Teilnehmer Erik Schmidt setzte der SG-Abwehr am Kreis ordentlich zu. Der 2,04-Meter-Mann war letztlich mit sechs Treffern auch der erfolgreichste Werfer der Friesenheimer. Mit einem 8:3- Lauf wendeten Schmidt und Co. das Blatt und gingen so mit einer 13:11- Führung in die Kabine. Dass es für die SG BBM zu diesem Zeitpunkt nicht noch schlimmer aussah, war Romas Kirveliavicius zu verdanken. Der österreichische Nationalspieler erzielte vor der Pause nach seiner Einwechslung noch zwei wichtige Tore aus dem Rückraum.
Auch im zweiten Durchgang war "Kiwi" Kirveliavicius ein Aktivposten im Bietigheimer Ensemble, weshalb er nach der Begegnung auch zum SG-Spieler des Abends ausgezeichnet wurde. Doch auch der gebürtige Litauer konnte nicht verhindern, dass die Gäste aus Ludwigshafen bis zur 37. Minute wieder einen Vier-Tore-Vorsprung herauswarfen und mit 17:13 vorne lagen. Fortan schwankte die Friesenheimer Führung stets zwischen zwei und vier Toren. Sobald der Tabellenletzte Oberwasser bekam, schlug die TSG eiskalt mit einem Treffer zu. Auch ein Torwart-Wechsel - der Serbe Mihailo Radovanovic ersetzte Kulhanek - verpuffte weitgehend wirkungslos. Am Ende feierten die Ludwigshafener mit ihren 50 mitgereisten Fans einen 26:24-Sieg.
Stimmen zum Spiel
Thomas König, Trainer der TSG Friesenheim: Wir mussten das Spiel gewinnen, und das hat die Mannschaft gemacht. Darum hat mir das Spiel gefallen. Spielerisch war das nicht unsere stärkste Leistung. Bietigheim hat uns das Leben sehr schwer gemacht. Kompliment an meine Mannschaft, dass sie dem Druck, gewinnen zu müssen, standgehalten hat. Am Ende haben wir den Sieg recht souverän über die Zeit gebracht. Unsere Chancen auf den Klassenerhalt sehe ich bei 50:50.
Hartmut Mayerhoffer, Coach der SG BBM Bietigheim: Mir hat gefallen, dass die Mannschaft gekämpft und alles versucht hat. Nicht gefallen haben mir die zehn Minuten vor der Halbzeit. Da sind wir zu sorglos mit dem Ballbesitz umgegangen und haben unseren Vorsprung aus der Hand gegeben. Natürlich wollten wir in dieser Saison die Klasse halten, aber man muss realistisch sein und unsere Möglichkeiten und Voraussetzungen berücksichtigen. Wir sind ja auch als Dritter aus der Zweiten Liga aufgestiegen. Jedem muss klar sein, dass die Zweite Liga nun kein Selbstläufer wird.
Christian Schäfer, Rechtsaußen der SG BBM und siebenfacher Torschütze: Nach einer Niederlage ist die eigene Gefühlslage immer schlecht. Dass wir mit dem heutigen Spiel abgestiegen sind, hat sich abgezeichnet. Das ist bitter. Wir hatten uns für diese Saison viel vorgenommen und wollten bis zum Ende um den Klassenerhalt mitspielen. Es gab einige enge Spiele, in denen wir punkten hätten können, dies aber nicht geschafft haben. Unser Ziel ist es weiterhin, jedes Spiel zu gewinnen und gegen jeden Gegner dagegenzuhalten - egal, wie die Tabelle aussieht.
Romas Kirveliavicius, Bietigheimer Spieler des Abends: Ich habe kein Problem damit, auf der Bank zu sitzen. Aber wenn ich dann reinkomme, gebe ich Vollgas. Wir haben heute super gekämpft, doch die kleinen Fehler, die uns jedes Mal passieren, haben uns den Sieg gekostet. Wenn wir immer unsere Leistung abgerufen hätten wie gegen Gummersbach und Wetzlar, wären wir nicht so früh abgestiegen. In den restlichen Begegnungen wollen wir zeigen, dass wir in der Ersten Liga mitspielen können. Ich glaube, dass ich nach dieser Saison gehen werde, aber noch ist nichts fix.
Philipp Grimm, Friesenheimer Kapitän: Bietigheim hatte keinen Druck mehr. Für uns war es dagegen ein Muss-Spiel. Die Situation, dass die SG BBM in der Tabelle abgeschlagen ist, hat uns die Aufgabe nicht leichter gemacht. Wir wussten, dass sich die Bietigheimer von ihren Fans gut verabschieden wollen. Das war über 60 Minuten ein knappes Spiel. Wir haben in dieser Saison schon mehrere Duelle in der Schlussphase gewonnen, darum sind wir immer ruhig geblieben. Ich denke, dass der Kampf um den Klassenerhalt bis zum letzten Spieltag eng bleiben wird. ae
Ein Kommentar von Andreas Eberle: Das Jahr in der Bundesliga war ein Gewinn
Jetzt ist es amtlich: Das Gastspiel der SG BBM Bietigheim in der Ersten Handball-Bundesliga der Männer ist schon nach einer Saison wieder vorbei. Bei vier Absteigern war von Anfang an klar, dass es für den Neuling von der Enz schwer werden würde, in der stärksten Liga der Welt zu bestehen und dort auch zu bleiben. Bitter ist aber, dass der Abstieg nun schon fünf Spieltage vor dem Saisonende feststeht. Da haben sich die zwei anderen Aufsteiger aus Friesenheim und Erlangen wesentlich besser geschlagen.
Der Bietigheimer Mannschaft ist freilich kein großer Vorwurf zu machen. Sie hat, abgesehen von einigen wenigen Ausreißern, stets alles gegeben und immer gekämpft. Doch letztlich reichte eben die Qualität nicht aus, selbst nach den teuren Nachverpflichtungen des Ausländer-Trios Romas Kirveliavicius, Darko Stanic und Rok Praznik.
Die Saison in der Bundesliga war dennoch kein verlorenes Jahr, sondern ein Gewinn für alle Beteiligten. Jeder SG-Spieler hat durch den Wettkampf mit den Besten ihrer Zunft wertvolle Erfahrungen gesammelt und sich individuell verbessert. Der Verein ist mit den gestiegenen Anforderungen im Oberhaus gewachsen und hat sich wieder ein Stück weiter professionalisiert. Und die Handball-Fans in der Region bekamen Topklubs wie den THW Kiel oder die Rhein-Neckar Löwen sowie deren Stars vor der eigenen Haustür zu sehen.
Da die Verantwortlichen für die Erste Liga finanzielle Wagnisse gescheut haben, ist der Klub nach wie vor gesund und solide aufgestellt. Durch den erweiterten Sponsorenpool hat der künftige Etat für die Zweite Liga eine durchaus stattliche Größe. Da obendrein das Gros des Teams zusammenbleibt, dürfte der SG BBM das Schicksal von so manchem tief gefallenen Verein erspart bleiben. So haben die künftigen Zweitliga-Rivalen TV Hüttenberg und TV Neuhausen bei ihrem Intermezzo in der Eliteklasse einst tiefe Narben davongetragen und sich seitdem nicht mehr richtig erholt. Dagegen dürften die Bietigheimer über kurz oder lang wieder ans Tor zur Ersten Liga klopfen - und bei einem etwaigen Aufstieg dann gewiss besser für einen zweiten Anlauf vorbereitet sein als in dieser Saison.