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Bietigheimer Zeitung
SG BBM trennt sich von Timo Schön


Paukenschlag beim Handball-Bundesligisten SG BBM Bietigheim: Timo Schön ist seinen Job als Geschäftsführer des Männerteams los. Als Grund für den Rauswurf nannte der Klub unterschiedliche Auffassungen über die strategische Ausrichtung und Weiterentwicklung.

Nun ist es offiziell: Die SG BBM Bietigheim und Timo Schön, der bisherige Geschäftsführer der Männer-Bundesliga-Mannschaft, gehen künftig getrennte Wege - wie von der Bietigheimer, Sachsenheimer und Bönnigheimer Zeitung am Montag bereits vorab exklusiv vermeldet. Der aktuelle Tabellenletzte entband den 37-jährigen Bönnigheimer mit sofortiger Wirkung von allen Aufgaben innerhalb der SG. Beide Seiten hätten sich auf eine einvernehmliche Aufhebung der bestehenden Verträge geeinigt, teilte der Verein am Dienstagmittag in einer Pressemitteilung mit. Als Grund für den überraschenden Schritt nannte der Klub unterschiedliche Auffassungen über die strategische Ausrichtung und Weiterentwicklung der gesamten Spielgemeinschaft.

Bereits an diesem Mittwochabend wollen die Vorstandsmitglieder Steffen Merkle, Thomas Kempf und Sven Schaller nun im Vorfeld des Erstliga-Duells zwischen dem Bietigheimer Frauenteam und dem Thüringer HC im Rahmen einer Pressekonferenz einen Nachfolger für Schön vorstellen. Nach BZ-Informationen handelt es sich dabei um Jochen Sandkühler. Dieser war bisher unter anderem beim Deutschen Basketball-Bund (DBB) sowie beim Pro-B-Zweitligisten Citybasket Recklinghausen im Bereich Marketing tätig.

"Ich will nicht ins Detail gehen, aber das war ein längerer Prozess - nicht erst seit Oktober, seit ich am Ruder bin. Es gab vorher schon unterschiedliche Auffassungen zwischen Vorstand und Geschäftsführung", sagte der SG-Vorsitzende Steffen Merkle über die Entscheidung, Schön den Stuhl vor die Tür zu setzen. Er und seine Vorstandskollegen erhoffen sich von dem Geschäftsführer-Wechsel künftig "mehr Professionalität" innerhalb des Vereins und auf der Geschäftsstelle: "Wir sind uns sicher, dass die SG BBM - dank ihrer handballbegeisterten Stadt und Region - in den Bereichen um die beiden Bundesliga-Teams unserer Frauen und Männer, die Talentschmiede und den Breitensport noch lange nicht am Ende ihrer Entwicklungsmöglichkeiten angekommen ist und diese Entwicklung durch den neuen Geschäftsführer weiter vorangetrieben wird."

Bereits am Dienstag vor einer Woche informierten die Vorstände der SG BBM und des Stammvereins TSV Bietigheim Schön über den Rauswurf. "Ich war vor den Kopf gestoßen. Ich war immer mit viel persönlichem Herzblut dabei. Das war nicht nur eine Tätigkeit für mich, sondern ein wichtiger Bestandteil meines Lebens", stellte der Diplom-Sportökonom fest. Bei aller Enttäuschung wolle er nun aber keine schmutzige Wäsche waschen.

Schön war im August 2006 als Geschäftsstellenleiter der Spielgemeinschaft und als Geschäftsführer des TSV Bietigheim eingestellt worden und war damit fürs operative Geschäft zuständig. Von 2010 an fungierte er als Geschäftsführer der ausgegliederten Spielbetriebsgesellschaft der Bundesliga-Männer. Auch der bisher größte sportliche Erfolg fiel in seine Amtszeit: der Aufstieg der Bietigheimer Handballer 2014 in die Erste Liga. "Ich denke, dass wir eine gute Entwicklung genommen und professionelle Strukturen geschaffen haben", sagte Schön. "Die SG hat sich in ganz Deutschland ein positives Image erarbeitet. Viele Vereine gucken mit Respekt auf das, was sich hier in den letzten Jahren entwickelt hat."

Klubchef Merkle würdigte ebenfalls Schöns Einsatz und dessen Verdienste: "Die SG BBM hat ihm viel zu verdanken. Er war immer ein loyaler Mitarbeiter, der sich sehr reingehängt hat. Es ist nicht so, dass er grobe Fehler gemacht hat."


Kommentar · SG BBM Bietigheim: Schlechter Stil
Zwei Geschäftsführer, ein Trainer, zwei Kapitäne - bei der SG BBM Bietigheim sind in dieser Handball-Saison ungewöhnlich viele Führungspersonen auf der Strecke geblieben. Nun traf der Bannstrahl Timo Schön.

Zwei Geschäftsführer, ein Trainer, zwei Kapitäne - bei der SG BBM Bietigheim sind in dieser Handball-Saison ungewöhnlich viele Führungspersonen auf der Strecke geblieben. Nun traf der Bannstrahl Timo Schön. Nach fast neun Jahren bei der Spielgemeinschaft ist für den Geschäftsführer der Bundesliga-Männer Knall auf Fall Feierabend.

Dass im Profisport auch unpopuläre Entscheidungen getroffen werden müssen, steht außer Frage. Kurios ist aber der Ablauf der Ereignisse: Schon in der Vorwoche hatte der Vorstand Schön von seinen Aufgaben entbunden - und dann sieben Tage beharrlich geschwiegen. Noch bevor der überraschende Rauswurf öffentlich verkündet wurde, lud der Klub zur Vorstellung des künftigen Geschäftsführers ein. Das ist schlechter Stil und zeigt, dass in der Außendarstellung der SG noch einiges im Argen liegt.

Für Schöns Nachfolger Jochen Sandkühler hat der Einstieg noch vor dem Saisonende immerhin einen Vorteil: Der ortsfremde Marketing-Experte hat jetzt genügend Zeit, die Vereinsstrukturen kennenzulernen, die Professionalisierung voranzutreiben sowie einen Masterplan für einen etwaigen Wiederaufstieg zu entwickeln. Die letzteren beiden Aufgaben hat der Vorstand Schön offenbar nicht mehr zugetraut.

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