Ludwigsburger Kreiszeitung
Fans honorieren beherzten Auftritt des Aufsteigers

Das Privatduell mit den Torhütern Mattias Andersson und Kevin Moeller entschied Christian Schäfer klar für sich. Doch in der Endabrechnung musste Bundesliga-Aufsteiger SG BBM Bietigheim gegen Champions-League-Sieger SG Flensburg-Handewitt einmal mehr Lehrgeld zahlen.

Die Bietigheimer Handballer erwiesen sich am Samstag erwartungsgemäß als zu leicht für das Schwergewicht aus Norddeutschland. Auch wenn die meisten der 3012 Zuschauer in der Ege Trans-Arena die Gastgeber bis zum Ende kräftig unterstützten und Außenspieler Schäfer mit allen 11 Siebenmeterversuchen erfolgreich war – eine Sensation lag beim 30:38 (13:21) nicht drin.

Das Team von Trainer Hartmut Mayerhoffer muss also am Mittwoch beim Gastspiel in Melsungen einen weiteren Anlauf auf den zweiten Saisonsieg nehmen. Der SG-Coach konnte aber ebenso wie seine Spieler erhobenen Hauptes die Arena verlassen. „Im Großen und Ganzen war unsere Leistung absolut in Ordnung. Wir haben uns hier nicht abschießen lassen“, merkte Mayerhoffer an, dessen Vertrag unter der Woche bis 2018 verlängert worden war.

Mit Aggressivität und schnellem Konterspiel wollte die SG, die weiter auf den verletzten Robin Haller verzichten musste, Flensburg überraschen. Das glückte in den ersten fünf Minuten erstaunlich gut, doch nach der 5:4-Führung hatte sich der Favorit berappelt und spielte seine ganze Klasse aus. Da half auch ein Torwartwechsel (Radovanovic kam in der 9. Minute für Kulhanek) nicht viel.

Bietigheim schloss seine Angriffe nun häufig zu überhastet ab, verlor zu viele Bälle und blieb zehn Minuten lang ohne Torerfolg gegen den überragenden SG-Keeper Andersson. Nach 20 Minuten war beim Stand von 7:17 schon mehr als eine Vorentscheidung gefallen. Positiv anzumerken ist, dass die Gastgeber trotz des 13:21-Rückstands bei Halbzeit die Köpfe oben behielten und weiter beherzt ihre Chance suchten – das wurde auch von den Zuschauern honoriert.

Schäfer brachte mit seinen Siebenmetern sowohl Andersson als auch Moeller zur Verzweiflung und war am Ende mit 12 Toren bester Werfer des Spiels. „Wir hatten eine tolle Unterstützung durch unsere Fans. Da macht es Spaß, gegen so einen starken Gegner zu spielen“, ließ sich Schäfer durch die Niederlage nicht frustrieren. Holger Glandorf, mit acht Toren gemeinsam mit Anders Eggert bester Flensburger Schütze, war am Ende froh, dass alles glatt gelaufen war für die Gäste: „Bietigheim gibt immer Vollgas, aber wir haben das hier sehr gut gemacht.“

Bietigheimer Zeitung
SG BBM bietet SG Flensburg beim 30:38 phasenweise Paroli

Die Erstliga-Handballer der SG BBM Bietigheim haben sich gegen den Champions-League-Sieger SG Flensburg-Handewitt achtbar aus der Affäre gezogen. Bei der 30:38-Heimniederlage war Christian Schäfer mit elf verwandelten Siebenmetern sogar der Mann des Tages.

Nach dem ersten Aufeinandertreffen zwischen der SG BBM Bietigheim und der SG Flensburg-Handewitt in der Handball-Bundesliga herrschte in beiden Lagern Zufriedenheit. Bei den Norddeutschen, weil sie beim Aufsteiger eine bärenstarke Leistung geboten und souverän mit 38:30 (21:13) gewonnen hatten. Und auch der schwäbische Außenseiter verließ mit erhobenem Haupt das Feld. Ihm war es zumindest in der zweiten Hälfte gelungen, das Star-Ensemble aus Flensburg etwas zu ärgern. "Wir haben uns nicht abschlachten lassen. 30 Tore muss man gegen so einen Gegner erst einmal machen", stellte Hartmut Mayerhoffer, der Coach der SG BBM, nach der Partie fest.

Wie ernst die Schleswig-Holsteiner das Duell beim Tabellenletzten nahmen, zeigte deren Aufstellung: Trainer Ljubomir Vranjes schonte nur den angeschlagenen Lasse Svan (Leistenprobleme). Ansonsten vertraute er seiner Stammformation und gönnte den Stars Holger Glandorf, Lars Kaufmann, Anders Eggert und Thomas Mogensen nur sporadische Verschnaufpausen. "Natürlich ist die Belastung für uns hoch. Aber wir trainieren so, dass wir viel Regeneration bekommen", verriet der neunfache Torschütze Glandorf später, warum das Team trotz der Champions-League-Belastung unter der Woche wieder eine beeindruckende Frische und Fitness an den Tag legte. Der formstarke Spielmacher Mogensen zum Beispiel wirbelte bis zur 50. Minute im Angriff die Bietigheimer Abwehr durcheinander, ehe er in der Schlussphase vom Serben Drasko Nenadic abgelöst wurde.

Im ersten Spielabschnitt hatten die Flensburger nur zu Beginn Eingewöhnungsprobleme in der stimmungsvollen EgeTrans Arena. Mit 4:2 und 5:4 lag der kecke Neuling zunächst vorne. Doch dann riss der Champions-League-Sieger das Ruder an sich und eilte mit einem 11:1-Lauf auf 15:6 davon (18.). Zu diesem Zeitpunkt hatte Mayerhoffer bereits zwei Auszeiten genommen. Vor allem aus dem Hinterhalt war Flensburg-Handewitt immer wieder durch die Rückraum-Kanoniere Kaufmann und Glandorf erfolgreich. Jan Kulhanek, der ehemalige tschechische Nationalkeeper im Tor der SG BBM, bekam kaum einen Ball zu fassen und musste schon frühzeitig seinem Stellvertreter Mihailo Radovanovic Platz machen. Es half alles nichts. Bei einem Halbzeitstand von 21:13 für den Favoriten war das ungleiche Duell bereits zur Pause entschieden.

Man muss den Hausherren zugute halten, dass sie im zweiten Durchgang Moral zeigten und die Begegnung nun ausgeglichen gestalteten. Flensburg ruhte sich dagegen auf seinen Lorbeeren aus - mit der Folge, dass die Bietigheimer beim Stand von 22:28 (48.) noch einmal auf sechs Tore herankamen. Eine weitere Aufholjagd verhinderten wohl Marcus Hurst und Mirko Krag. Die beiden Schiedsrichter belegten erst Patrick Rentschler nach einem zweifelhaften Foul an Kreisläufer Jacob Heinl und dann auch noch den wild protestierenden Torwart-Trainer Hans-Ulrich Kämpf mit einer Zeitstrafe. In zweifacher Überzahl rückte der Favorit die Verhältnisse wieder zurecht, kontrollierte auch danach wieder die Partie und feierte letztlich einen ungefährdeten 38:30-Auswärtserfolg.

Mann des Tages war allerdings kein Flensburger Handballer, sondern mit Christian Schäfer ein Spieler des Aufsteigers. Der Rechtsaußen der SG BBM brachte das Kunststück fertig, alle elf gegen die Nordlichter verhängte Siebenmeter zu verwandeln - weder der schwedische Nationaltorhüter Mattias Andersson noch sein Kollege Kevin Moeller konnten Schäfers Rekordjagd unterbinden, was beide sichtlich wurmte. "So viele Siebenmeter, die dann auch noch alle drin sind, habe ich noch nie in einem Spiel erlebt", sagte Gästecoach Vranjes und zollte dem nervenstarken Schäfer Anerkennung: "Das hat er gut gemacht. Er hatte einen guten Tag."

Trotz der achten Pleite im neunten Saisonspiel bekamen die Bietigheimer auch von den Rängen viel Beifall für ihren couragierten und kämpferischen Auftritt. Zu Recht. Denn zumindest phasenweise hatten sie Glandorf und Co. durchaus Paroli geboten. "Wenn man die Flensburger im Fernsehen sieht, da denkt man schon: Oh, wie stark die sind. Aber auf dem Feld merkt man dann, dass die auch nur mit Wasser kochen - eben nur etwas heißer als wir. Das sind auch keine Übermenschen", bemerkte SG-Rückraumakteur Tim Dahlhaus treffend.

Stimmen zum Spiel

Hartmut Mayerhoffer, Trainer der SG BBM Bietigheim: Wir können mit dem Auftritt zufrieden sein. In der Abwehr habe ich sehr gute Phasen gesehen. Es gab aber auch Phasen, in denen wir unsere Linie verlassen haben. Das ist die Problematik. Wir müssen versuchen, das über 60 Minuten hinzubekommen. Das ist keine Frage der Kraft oder der Kondition. Wir können bis zum Schluss ein hohes Tempo gehen. Die Zuschauer waren heute wieder überragend und haben eine klasse Stimmung in der Halle gemacht.

Ljubomir Vranjes, Coach der SG Flensburg-Handewitt: Wir haben fast 60 Minuten lang Gas gegeben. In der zweiten Halbzeit haben wir etwas gebremst gespielt. Da haben wir schnell gemerkt, dass es dann nicht geht. Insgesamt bin ich aber sehr zufrieden. Es macht Spaß im Moment. Wir sind auf einem guten Weg. Bietigheim hat ein Konzept. Es ist nicht so, dass die Mannschaft nicht in die Bundesliga gehört. Um drinzubleiben, muss die SG BBM aber ein paar Sachen ändern.

Holger Glandorf, Flensburger Ex-Nationalspieler und mit neun Treffern der Topwerfer bei den Gästen: Die Umstellung von der Champions League auf die Bundesliga fällt nicht schwer. Das sieht man auch am Ergebnis. Wir wussten, dass Bietigheim über die Tempogegenstöße kommt. Die haben wir gut kontrolliert und selbst das Spiel in die Hand genommen. Die Stimmung in der Halle war sehr gut. Es hat Spaß gemacht, hier zu spielen.

Christian Schäfer, Bietigheimer Siebenmeter-König und zwölffacher Torschütze: Das sind Highlight-Spiele, auf die sich jeder freut. Es ist schön, dass es vom Siebenmeterpunkt so gut geklappt hat. Daran hat es in den letzten Spielen gehapert. Nach der ersten Halbzeit können wir mit dem Ergebnis zufrieden sein. Wir haben bis zum Schluss Vollgas gegeben. Die zweite Hälfte war in Ordnung. Wir gehen in jedes Spiel, um zu gewinnen, auch wenn man weiß, dass dies gegen Mannschaften wie Flensburg im Normalfall nicht klappt.

Tim Dahlhaus, Rückraumakteur der SG BBM: Die ersten Minuten waren spitze, dann hatten wir leider ein Tief, durch das Flensburg weggezogen ist. In der zweiten Halbzeit haben wir uns noch einmal aufgebäumt. Alle haben alles gegeben und füreinander gekämpft. Phasenweise haben wir auch gegen die Schiedsrichter gespielt - und auch das haben wir sehr gut gemacht. Dennoch bekommen wir noch zu viele einfache Gegentore.

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