Ludwigsburger Kreiszeitung

SG rückt der Bundesliga nach irrer Aufholjagd näher

Handball-Zweitbundesligist SG BBM Bietigheim darf nach dem 27:25 (8:17)-Sieg gegen den ASV Hamm-Westfalen weiter vom Erstliga-Aufstieg träumen. Dem Zürn-Team gelang dabei das Kunststück, einen Zehn-Tore-Rückstand umzubiegen.

Im Ranking der dramatischen Spiele im Handballtempel Viadukthalle wird diese unfassbare Partie einen Spitzenplatz einnehmen. „So ein Spiel habe ich noch nicht erlebt“, beichtete ein fix und fertiger SG-Trainer Jochen Zürn nach dem nicht mehr erhofften Erfolg.

Nach einer katastrophalen ersten Hälfte lag seine wie gelähmt auftretende Mannschaft zur Halbzeitpause gegen den Abstiegskandidaten mit 8:17 zurück. Die Kabinenansprache von Zürn war nach der desolaten Vorstellung kurz und knackig: „Ihr schmeißt mit so einem Auftritt eine komplette Saison in den Mülleimer.“ Dermaßen wachgerüttelt legten die Gastgeber im zweiten Spielabschnitt den Schalter um und fanden den Weg von der Hölle in den Himmel. Zwar erhöhte Hamm auf 18:8 (33.Minute), doch danach spielte nur noch die SG.


Angetrieben von den beiden Spielmachern Andreas Blodig und Timo Salzer drehten die Ellentäler binnen 17 Minuten die Partie und schafften durch Andre Lohrbach den Ausgleich zum 22:22 (50.). Die knapp 1000 Zuschauer waren vollends aus dem Häuschen, als erneut Lohrbach fünf Minuten vor Spiel- ende per Siebenmeter zur erstmaligen Führung (25:24) einnetzte. Während Hamm mehrmals an dem glänzend haltenden SG-Keeper Pascal Welz scheiterte, traf Blodig 36 Sekunden vor der Schlusssirene zum 27:25.

„Vom Willen und Charakter war die zweite Halbzeit das Beste, was ich in den letzten Jahren gesehen habe“, lobte SG-Coach Zürn sein Team nach dem sensationellen 19:8-Lauf. Nach dem Punktverlust von Eisenach, trennen die SG BBM drei Spieltage vor Saisonende nur noch zwei Zähler von einem Aufstiegsplatz.

SG BBM: Hacko, Welz; Lohrbach (10/6), Heuberger (5), Haller (4), Blodig (3), Schäfer (3), Timo Salzer (2), Rentschler, Coors, Freudl, Schulz, Thorsten Salzer.


Bietigheimer Zeitung

SG BBM Bietigheim besiegt nach 8:18-Rückstand den ASV Hamm mit 27:25

Die Bundesliga ist nah wie nie für die SG BBM Bietigheim: Mit einer tollen Aufholjagd in einem irren Spiel der Zweiten Handball-Bundesliga machten die Bietigheimer gegen den ASV Hamm-Westfalen aus einem 8:18-Rückstand einen 27:25-Sieg. Jetzt sind sie nur noch zwei Punkte vom Aufstiegsrang entfernt.

"Das ist meine Mannschaft." Der Bietigheimer Trainer Jochen Zürn war mächtig stolz auf seine Spieler und umarmte nach der grandiosen Aufholjagd und dem 27:25-Sieg gegen den ASV Hamm-Westfalen jeden einzelnen im roten Trikot und bedankte sich für eine Energieleistung und einen Auftritt in einem Spiel, "das zu denen gehört, die in Erinnerung bleiben werden". Auf der großen Leinwand gegenüber der Tribüne erschien mitten im Siegestaumel das Ergebnis des ThSV Eisenach: 29:29 gegen den VfL Bad Schwartau. Damit sind die Bietigheimer bis auf zwei Punkte und sieben Treffer an den Tabellendritten aus Thüringen herangerückt, der den noch einen freien Aufstiegsplatz in die Bundesliga belegt.

Die Bietigheimer Handballer, die auf der Zielgeraden der Saison topfit sind und für ihren scheidenden Trainer durchs Feuer gehen, haben gute Chancen, den Aufstieg in den ausstehenden drei Spielen tatsächlich zu schaffen. Die beste Punktausbeute seit der Zugehörigkeit zur Zweiten Liga hat die SG BBM ohnehin längst geschafft.

Wie schon im vorangegangenen Heimspiel gegen den Bundesliga-Aufsteiger TV Emsdetten boten die Bietigheimer in der Halle am Viadukt allerbeste Unterhaltung und sorgten in einem weiteren Handball-Krimi für Spannung und Emotionen pur. Der Erfolg gegen den ASV Hamm war der achte Sieg in den letzten neun Spielen.

Nach 30 Minuten der Partie gegen den ASV Hamm schienen allerdings die vagen Hoffnungen, den dritten Platz zu erreichen, dahin. Die exzellent verteidigenden und in der Abwehr kräftig zupackenden Gäste aus Westfalen, die in Tomas Mrkva einen überragenden Torhüter hatten, führten mit 17:8. Bei den Gastgebern lief so gut wie nichts zusammen.

In der Defensive erlaubten sie Hamm viele Würfe und vorne konnten sich sich selten gegen die kompakte und bewegliche Deckung des ASV durchsetzen. Torhüter Milos Hacko bekam kaum einmal die Hand an den Ball und machte nach 15 Minuten Platz für Pascal Welz. Als Hamm zu Beginn der zweiten Halbzeit auf 18:8 erhöhte, schien sich ein Heimdebakel für die SG BBM anzubahnen.

In der Pause blieb Trainer Zürn ruhig, wies seine Mannschaft auf ihre Qualitäten und darauf hin, was sie eigentlich spielen kann. Er nahm zudem einige taktische Veränderungen in der Abwehr und im Rückraum vor. Die griffen, weil Andreas Blodig in der Mitte sowie Timo Salzer (links) und Robin Haller Zugriff aufs Spiel bekamen und die Gäste an empfindlichen Stellen trafen. Zürns Mannschaft steigerte sich von Minute zu Minute, rückte in der Abwehr weiter raus und zeigte gegen die Angreifer der Gäste Präsenz, die nun nicht mehr zu einfachen Toren kamen. Im Hammer Tor parierte Schlussmann Mrkva weiterhin phantastisch, musste sich aber auch immer mehr Bälle passieren lassen.

Nach dem 8:18 war erst mal Schluss mit weiteren Toren der Westfalen. Je zweimal Timo Salzer, der seine beiden Tore in einer ganz entscheidenden Phase warf, und Andre Lohrbach sowie Christian Schäfer versenkten den Ball in Mrkvas Tor und sorgten mit dem 5:0-Lauf für den 13:18-Anschluss. Über 16:21 und 19:22 arbeitete sich die SG BBM zielstrebig Richtung Ausgleich. Der gelang Lohrbach beim 22:22. Die erste Führung überhaupt für die Gastgeber erzielte Blodig in der 57. Minute zum 26:25. Der Spielmacher setzte mit dem 27:25 37 Sekunden vor Spielende auch den Schlusspunkt.

Die Gäste hatten allerdings auch einige Male Pech. So traf Björn Wiegers beim Stand von 21:20 für den ASV den Pfosten, und beim 26:25 für die SG BBM warf Andreas Simon den Ball per Siebenmeter übers Tor. Der ASV leistete sich aus der ersten Halbzeit nicht gewohnte technische Fehler und Ballverluste, zu denen sie von ihren attackierenden und gut stehenden Gegenspielern gezwungen wurden. Mehrfach waren die Hammer auch an Bietigheims Keeper Welz gescheitert, der in der zweiten Halbzeit bei der Aufholjagd zum Rückhalt wurde. Sicherheit hatte er sich schon gegen Ende der ersten Halbzeit geholt, als er zweimal glänzend gegen Simon und Alexander Auerbach parierte. Sonst wäre der Halbzeitrückstand seines Teams noch höher ausgefallen. Nach einem zähen Beginn mit wenig Treffern setzte sich der ASV Hamm mit 5:2, 8:3 und 12:4 ab. Für fünf Treffer benötigten die umständlich spielenden Bietigheimer 20 Minuten. In dieser Zeitspanne erzielten sie in der zweiten Halbzeit 15.

Als Belohnung für die Leistung in der zweiten Hälfte und den Sieg gab Trainer Zürn seiner Mannschaft den Montag frei. "Ab Dienstag bereiten wir uns wie gewohnt konzentriert auf das Spiel in Leutershausen am Freitag vor", blieb Zürn seiner Linie treu und dachte nur ans nächste Spiel. Das wurde vom ursprünglichen Termin am Samstag kurzfristig auf Freitag, 24. Mai, 20 Uhr, vorverlegt.

Stimmen und Stimmungen

Pierre Freudl, Spieler der SG BBM: Wir lagen im Hinspiel mit acht Toren vorne und haben noch unentschieden gespielt. Darüber haben wir uns in der Halbzeit Gedanken gemacht. Schlechter als in der ersten Halbzeit ging es ja auch nicht. Wir haben uns vorgenommen, in der zweiten Hälfte deutlich besser zu spielen und kämpferisch dagegenzuhalten. Dass wir noch gewonnen haben, ist sensationell.

Jochen Zürn, Trainer SG BBM: Wir waren ganz ruhig in der Pause und haben sehr sachlich die Mannschaft daran erinnert, was sie spielen kann, zu was sie in der Lage ist und welche Qualität sie hat. Wir haben daran erinnert, dass wir in einer Halbzeit eine großartige Saison wegwerfen. Es war eine großartige erste Halbzeit des ASV Hamm. Torhüter Tomas Mrkva hat exzellent gehalten. Dass wir so untergehen, hatte ich mir nicht vorgestellt. Ich bin ja als Miraculix bekannt und habe einen Zaubertrank gemixt. Aber im Ernst: Wirf haben aggressiv gedeckt, Hamm vor Aufgaben gestellt, in denen wir uns gezeigt haben und uns mit Ballgewinnen belohnt. Im Angriff haben wir mit Andreas Blodig, Timo Salzer und Robin Haller sowie mit Christian Heuberger am Kreis eine ideale Formation gefunden. Ich brauch" so was nicht noch mal, aber wenn"s so ausgeht, ist es auch gut. Das Publikum war ein weiterer Mosaikstein, es hat uns unglaublich gepusht.

Kay Rothenpieler, Trainer des ASV Hamm-Westfalen: Es besteht rechnerisch immer noch die Möglichkeit, dass wir absteigen. Wir benötigen noch einen Punkt aus drei Spielen. Das Spiel in Bietigheim hatte verschiedene Halbzeiten. Uns war in der Pause bewusst, dass es noch schwer werden würde. Die erste Hälfte haben wir gut gestaltet, schade, dass wir uns nicht belohnt haben. Aber Bietigheim ist auch eine sehr starke Mannschaft.

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