Ludwigsburger KReiszeitung

Zittersieg gegen Abstiegskandidat

34:32 über Ferndorf: Bietigheimer Zweitligahandballer wahren Aufstiegschance

Nach dem hart erkämpften 34:32 (14:14)-Arbeitssieg gegen Abstiegskandidat TuS Ferndorf bleibt Handball-Zweitbundesligist SG BBM Bietigheim im Rennen um die Aufstiegsplätze.

„Ich hatte schon vor der Partie klamme Finger“, bekannte SG-Trainer Jochen Zürn nach dem Zittersieg. Zu groß war ihm die Euphorie, nachdem die Ellentäler in den vergangenen sechs Punkt- und Testspielen alles niedergerungen hatte, was sich ihnen in den Weg stellte.

Als SG-Torjäger Robin Haller nach acht Minuten mit seinem dritten Treffer Bietigheim mit 5:2 in Führung schoss, schien in den Köpfen der Bietigheimer Akteure das Spiel vor den 1000 Zuschauern gelaufen. Unvorbereitete Würfe, eine miserable Chancenauswertung mit nur drei Toren in der nächsten Viertelstunde, brachten die um jeden Zentimeter Boden kämpfenden Gäste ins Spiel.

Während SG-Coach Zürn beim 7:11-Rückstand die zweite Auszeit beantragte, verwandelten die 50 mitgereisten Ferndorfer Fans mit ihren Schlachtgesängen und den Riesenbannern die Viadukthalle in eine Fußballarena. Davon unbeeindruckt hielt SG-Keeper Milos Hacko mit starken Paraden sein Team im Spiel, das durch Christian Schäfer zum 14:14-Halbzeitstand ausglich.

Die zweite Hälfte war ein offener Schlagabtausch. Die Führung wechselte ständig, ohne dass sich eine Mannschaft absetzen konnte. Die Schlussphase geriet vollends zum Krimi. Als 51 Sekunden vor Spielende TuS-Star Simon Breuer zum 32:32-Ausgleich traf, drohte den Ellentälern ein Punktverlust. Selbst der zwanzig Sekunden vor Spielende von André Lohrbach verwandelte Siebenmeter zur 33:32-Führung war noch nicht die Entscheidung. Ferndorf zog den letzten Joker und brachte für Torhüter Max Hamers einen siebten Feldspieler. Der aufmerksame Pierre Freudl stibitzte den Siegerländern aber die Kugel und drosch sie ins leere Tor. „Das war ein hartes Stück Arbeit, aber die beiden Punkte haben wir“, bilanzierte Zürn die spannende Partie.

SG BBM Bietigheim: Hacko, Welz; Haller (7), Schäfer (7/4), Heuberger (4), Freudl (4), Lohrbach (4), Coors (2), Blodig (2), Timo Salzer (2), Thorsten Salzer (2), Rentschler.

WAZ - derwesten.de

TuS Ferndorf wird für gute Leistung in Bietigheim nicht belohnt

Knapper und bitterer für Handball-Zweitligist TuS Ferndorf hätte sie kaum sein können, die Auswärtsniederlage bei der SG BBM Bietigheim (32:34). Beim Tabellensiebten hatte der TuS lange gut mitgehalten, in der ersten Hälfte phasenweise mit vier Toren (11:7) vorne gelegen.„Meine Mannschaft hat ein gutes Spiel gemacht, am Ende haben nur die Kräfte ein bisschen nachgelassen“, lobte Trainer Caslav Dincic. In der Bietigheimer Sporthalle am Viadukt waren die Rollen vor dem Anpfiff klar verteilt gewesen: Die SG mit Rückenwind aus hochkarätigen Testspielsiegen und dem Heimsieg gegen den Bergischen HC als letztes Liga-Ergebnis gegen personell dezimierte Ferndorfer, die auf gleich drei Spieler (Bennet Johnen, Mirza Sijaric, Lucas Schneider) verzichten mussten. Ein deutliches Ergebnis für Bietigheim wäre bei diesen Vorzeichen keine Überraschung gewesen.

Aber die Ferndorfer kämpften von der ersten Minute an aufopferungsvoll, hatten mit Hamers und später Rottschäfer gute Torhüter zwischen den Pfosten. Zunächst waren es trotzdem die Gastgeber, die immer wieder Lücken in der 3:2:1-Deckung der Siegerländer fanden und bis auf 5:2 vorlegten. Mit einer Umstellung auf 6:0-Abwehr und Toren von Lange, Thomas und Sijaric war der TuS nach elf Minuten aber wieder auf 5:5 heran, Bietigheims Trainer Jochen Zürn nahm die Auszeit.

Den Rhythmus der Gäste brach das nicht, Ferndorf spielte teils wie entfesselt auf. Als Tim Hilger, der ein gutes Spiel machte und Moritz Barkow Pausen am Kreis verschaffte, per Heber zum 11:7 traf, musste Zürn die zweite Grüne Karte nehmen. Die zeigte Wirkung, Bietigheim kam bis zum Pausenpfiff auf 14:14 zurück. Ein Halbzeitstand, der Mut machte für die Gäste, die sich keinesfalls als die unterlegene Mannschaft präsentiert hatten.

Auch die Tatsache, dass Alen Sijaric nach 20 Minuten nach einem Schlag auf den Oberschenkel nicht mehr spielen konnte, änderte nichts daran. Julian Schneider übernahm den Part auf der linken Außenbahn und erhielt für seine engagierte Leistung ebenfalls Sonderlob von Dincic. Trotzdem: Als SG-Torwart Milos Hacko beim Stand von 29:27 für die Gastgeber einen Ferndorfer Strafwurf parierte, schien es, als würde sich die Partie vorentscheiden. Es folgte eine Szene, die dramatischer wohl kaum sein könnte. Ausgerechnet Ferndorfs Neuzugang Davorin Prskalo, der vorher schon einige gute Aktionen in der Abwehr gezeigt hatte, traf zum 29:28-Anschlusstreffer und schürte neue Hoffnungen.

Direkt nach seinem Treffer sorgte er aber auch für einen Schock bei den mitgereisten Anhängern. Denn der kroatische Rückraumspieler hielt sich mit schmerzverzerrter Miene die Wurfhand, musste von Sanitätern aus der Halle gebracht werden. Dincic fuhr am Sonntag mit dem Neuzugang zum Röntgen ins Krankenhaus, das Ergebnis der Bilder wird heute erwartet. Erste Diagnose: Ausgekugelter Mittelfinger, mit ein wenig Glück zumindest also kein Bruch.

In der Halle konnte dies aber zunächst keiner wissen, einen entsprechenden Dämpfer erhielt die euphorische Ferndorfer Stimmung. Aber trotz - oder vielleicht gerade wegen - dieses erneuten personellen Rückschlags blieb Ferndorf dran, hielt sich mit einem Treffer von Heider Thomas zum 30:30 und zwei Toren von Breuer zum 31:31 und 32:32 im Spiel. Eine halbe Minute vor Abpfiff nahm Bietigheim seine letzte Auszeit, um den vielleicht entscheidenden Angriff zu besprechen. Das Resultat der Bemühungen kurz später: ein Siebenmeterpfiff gegen Ferndorf. „Das war keiner, da wurden wir ein wenig benachteiligt“, sagte Dincic, „aber für einen Neuling in der Liga ist das auswärts auch normal.“ Den Wurf von der Marke verwandelte SG-Schütze Andre Lohrbach sicher – 33:32.

Nun nahm Dincic die Auszeit, brachte gemäß dem Motto „alles oder nichts“ einen siebten Feldspieler aufs Parkett. Der Angriff endete aber in einem Fehlpass, Bietigheim erzielte per Gegenstoß aufs leere Tor die endgültige Entscheidung. „Das war sehr schade für uns“, sagte Dincic, schöpfte aber auch Mut aus der Leistung. „Mit kompletter Mannschaft kann ich mir eine Serie von drei, vier Siegen in der Rückrunde durchaus vorstellen.“

Das Problem: Die komplette Mannschaft steht vorerst nicht zur Verfügung, auch nicht im wichtigen Spiel gegen Hamm. „Bennet Johnen fehlt uns in der Abwehr, falls Alen Sijaric ausfällt, hoffe ich, dass Mirza spielen kann, damit wir zumindest zwei Außenspieler haben“, sagte Dincic. „Gegen Hamm müssen wir sehen, was geht. Sie haben fünf Punkte Vorsprung aktuell. Aber wir dürfen jetzt nicht denken, die Leistung von heute wird für Hamm reichen. Das wird ein ganz anderes Spiel für uns, schwieriger.“

In Ferndorf ist nach der Niederlage Wunden lecken angesagt. Verbunden mit der Hoffnung, dass baldmöglichst alle Spieler fit sind – und die von Dincic besagte Serie einsetzen kann.

Sorry, this website uses features that your browser doesn’t support. Upgrade to a newer version of Firefox, Chrome, Safari, or Edge and you’ll be all set.