Ludwigsburger Kreiszeitung

SG kämpft wie eine Löwin und zähmt die Löwen

Die Handballer der SG BBM Bietigheim haben die MHP-Arena für einen Abend in einen Löwenkäfig verwandelt. In einem mitreißenden Spitzenspiel der 2. Bundesliga kämpfte die Mannschaft von Trainer Jochen Zürn wie eine Löwin und bezwang die Bergischen Löwen verdient mit 29:25 (10:15).

Kaum jemand der 2538 Besucher in der Ludwigsburger Arena hätte zur Pause noch ein Weihnachtsgebäck auf die scheinbar hilflosen Schwaben gesetzt. Der Topfavorit Bergischer HC spielte mit den Gastgebern Katz und Maus. Zwischendurch betrug der Rückstand sechs Tore (8:14). Gegen die robuste Defensive der Gäste fand der ohne den grippeerkrankten Torjäger Robin Haller angetretene Außenseiter keine Mittel.

Die nur selten in Szene gesetzten Kreisläufer Christian Heuberger und später Patrick Rentschler scheiterten regelmäßig an BHC-Torwart Mario Huhnstuck, die Außen Christian Schäfer und Andre Lohrbach kamen überhaupt nicht zum Zug. Im Angriff traf das bergische Team von Trainer Sebastian Hinze nach einer schnellen 5:1-Führung auch ohne seinen Star Viktor Szilagyi nach Belieben. Der österreichische Nationalspieler wurde zehn Minuten lang geschont. Erst als Philipp Schulz die SG BBM auf 7:8 heranführte (17. Minute), kehrte Szilagyi zurück und rückte die Kräfteverhältnisse wieder zurecht. Bietigheim durfte sich mühen, wie es wollte, jederzeit schien es so, als könne der Tabellenzweite noch eine Schippe auflegen und das Spiel nach seinen Regeln diktieren.

SG-Trainer Zürn nahm schnell eine Auszeit, aber erst als Pascal Welz für den glücklosen Milos Hacko ins Tor kam (20.) und Tim Coors sich immer besser ins Spiel einbrachte, gewann der Auftritt der Bietigheimer an Struktur. Trotzdem ging es mit einem Fünf-Tore-Rückstand in die Kabine. „Ich habe in der Halbzeit versucht, meiner Mannschaft vor Augen zu führen, dass sie nicht um fünf Tore schlechter war, und dass sie aggressiver und schneller nach vorne spielen solle“, erklärte Zürn die phänomenale Wende.

Tim Coors bringt seine Mitspieler in beste Wurfpositionen

Coors war in den 1:1-Situationen nun der Chef im Ring und brachte seine Mitspieler in beste Wurfpositionen. Das nutzte der überragende Schäfer auf der rechten Seite mit zehn wunderschönen Treffern (davon 2 Siebenmeter). Aus dem Rückraum zeigte Schulz sein Kämpferherz und steuerte insgesamt fünf Treffer bei. Selbst am Kreis fanden nun die schnellen Kombinationen dankbare Abnehmer, und in der Abwehr wuchs Welz zwischen den Pfosten buchstäblich über sich hinaus. Als der Youngster erneut zweimal grandios parierte, nutzte Schäfer den Konter zum 21:22-Anschlusstreffer (43.), wenig später gelang dem Rechtsaußen trotz eines kurz zuvor verworfenen Siebenmeters der erstmalige Ausgleich zum 23:23 (49.).

Ein frecher Heber von Kapitän Heuberger zur 24:23-Führung unterstrich das wiedergefundene Selbstvertrauen der Gastgeber. Coors war es vorbehalten, mit zwei Treffern in Folge erstmals ein kleines Polster (27:25) zu erarbeiten. Als danach Welz nach einem Pfostenwurf von Richard Wöss erneut in glanzvoller Manier parierte, sammelte Trainer Zürn sein Team zur letzten Auszeit. Eineinhalb Minuten waren noch zu spielen, Schäfers und Lohrbachs Kracher besiegelten den am Ende hochverdienten 29:25-Endstand, der die Halle zum Kochen brachte.

Freudentänze auf dem Feld und ein triumphierender Zürn mit der geballten Faust auf der Trainerbank waren Ausdruck dessen, was sich eine halbe Stunde zuvor niemand mehr erhofft hatte: ein geglückter Abschluss eines überragenden Handballjahres, das nach drei Siegen in Folge nicht nur die Position des scheidenden Trainers bestätigt hat, sondern auf ein ebenso erfolgreiches Jahr 2013 hoffen lässt. Eine besondere Note erhielt die Spitzenpartie durch Fabian Bohnert. Der Kreisläufer kehrte eine Woche nach seinem Blitztransfer zum Bergischen HC an seine alte Wirkungsstätte zurück. Nach 46 Spielen für die SG BBM wurde er von SG-Geschäftsführer Timo Schön offiziell verabschiedet.

SG BBM Bietigheim: Hacko, Welz; Rentschler, Timo Salzer (1), Heuberger (4), Schäfer (10/2 Siebenmeter), Coors (3), Blodig (3), Freudl (1), Thorsten Salzer, Schulz (5), Lohrbach (2).

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