Ludwigsburger Kreiszeitung

Vertrag nicht verlängert: Zürn völlig überrascht

Handball-Zweitbundesligist SG BBM Bietigheim trennt sich zum Saisonende von Jochen Zürn. Nach dreieinhalb Jahren erfolgreicher Arbeit wurde der Cheftrainer nach dem Sieg in Aue von der Nachricht völlig überrascht.

„Ich bin traurig und enttäuscht“, bilanzierte der 50-jährige Coach, der am Montagabend von der Absicht des Vereins, seinen zum Saisonende auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern, erfahren hatte.

„Wir haben bei der SG eine sehr gute Jugendarbeit und wollen ab der neuen Saison noch mehr als bisher auf unsere Spieler aus der eigenen Jugend bauen und diese verstärkt im Bundesligateam integrieren“, begründete Geschäftsführer Timo Schön die Entscheidung, die er seinem Trainer gemeinsam mit SG-Präsident Claus Stöckle mitteilte. Im Zuge dieser Änderung wolle man einen kompletten Schnitt machen und „sich nach fünf Jahren auch personell neu ausrichten“, heißt es in der Pressemitteilung weiter.

Über die wahren Gründe der zu diesem Zeitpunkt überraschenden Ankündigung kann Zürn, der mit zuletzt zwei Siegen in Folge mit seiner Mannschaft Kontakt zum Spitzentrio der Liga gefunden hat (siehe Bundesliga-Mix Seite 24), nur spekulieren. „Wir haben unsere gesteckten Ziele mehr als erreicht, haben uns in Angriff und Abwehr gut entwickelt und waren auch im vergangenen Jahr schon erfolgreich.“

Den versteckten Vorwurf, nicht genügend Jugendspieler an die Bundesliga heranzuführen, kann der Coach, der hauptberuflich ein Internat in Heidelberg leitet, nicht nachvollziehen. Spieler wie Torwart Pascal Welz oder Patrick Rentschler seien voll integriert, auch Tassilo Heling auf einem guten Weg. Dass es Eigengewächs Patrick Zieker zum Ende der vergangenen Saison zum Bundesligisten nach Lemgo zog, liege in der Natur der Sache, „aber wir haben mit André Lohrbach einen guten Ersatz gefunden“, so Zürn.

„Die Planungen für die neue Saison laufen bereits, deshalb war es wichtig, die Entscheidung frühzeitig zu treffen“, begründet Schön weiter. Dabei scheint der Schritt zur Unzeit zu kommen. Erst elf Spiele sind in der bis Juni 2013 laufenden Saison gespielt, ausgerechnet am kommenden Freitag (20.30 Uhr) steht in der Ludwigsburger MHPArena das Verfolgerduell gegen TV Hüttenberg an.

Angst, dann eine verunsicherte Mannschaft ins Feld schicken zu müssen, hat zumindest Jochen Zürn nicht. „Ich habe hier vier Jahre mit Herzblut gearbeitet und brenne darauf, bis zum Ende eine geile Runde zu spielen“, betont der Coach, dass er seinen Kontrakt in jedem Fall erfüllen möchte.

Bietigheimer Zeitung

"Wir waren völlig überrascht"
SG-Kapitän Christian Heuberger über die Trainer-Entscheidung und das Spiel gegen Hüttenberg

Christian Heuberger ist seit dieser Saison Kapitän beim Handball-Zweitligisten SG BBM Bietigheim. Im Interview spricht der Kreisläufer über das Duell heute (20.30 Uhr) gegen Hüttenberg, das Verhältnis zum Trainer und die Entscheidung des Klubs, nach dieser Spielzeit auf einen neuen Coach zu setzen.

Wie haben Sie und Ihre Mitspieler auf die Entscheidung der SG BBM reagiert, sich nach dieser Saison von Trainer Jochen Zürn zu trennen?

CHRISTIAN HEUBERGER: Die Mannschaft war völlig überrascht. Uns wurde am Dienstagabend vor dem Training die Entscheidung von unserem Geschäftsführer Timo Schön mitgeteilt. Wir waren in die Entscheidung nicht eingebunden, werden sie aber akzeptieren beziehungsweise akzeptieren müssen.

Können Sie den Beschluss des Klubs nachvollziehen?

HEUBERGER: Eigentlich will ich dazu keine Wertung abgeben. Der Verein wird seine Gründe haben und hat entsprechend reagiert.

Wird die anstehende Trennung von Zürn Einfluss auf die Leistung des Teams haben?

HEUBERGER: Definitiv wird es unter den Spielern eine "Jetzt-erst-recht"-Einstellung geben. Ich weiß auch, dass Jochen bis zum Saisonende sein Bestes geben wird, die Runde mit uns zusammen so gut wie möglich zu Ende zu bringen.

Ist der Coach nicht in seiner Position geschwächt, wenn alle Spieler wissen, dass er in der neuen Runde nicht mehr dabei ist?

HEUBERGER: Das glaube ich nicht. Er hat von uns vermittelt bekommen, dass wir den Weg gemeinsam mit ihm zu Ende gehen werden. Wir wollen ihm einen gebührenden Abschied bereiten.

Wie würden Sie das Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainer beschreiben?

HEUBERGER: Das Verhältnis beurteile ich als sehr gut und intakt. Sicherlich gibt es wie in jeder Mannschaft ein, zwei Spieler, die vielleicht unzufrieden sind. Es ist schwierig, 15, 16 Spieler zufriedenzustellen. Mein persönliches Verhältnis zu Jochen würde ich als sehr positiv, gut, kollegial und fast schon freundschaftlich einschätzen.

Machen Sie sich Gedanken über Ihre eigene Zukunft bei der SG BBM?

HEUBERGER: Sicherlich macht man sich als Spieler Gedanken, wenn der Vertrag ausläuft. Man wird sehen, wie der Verein sich entscheidet, wenn in den nächsten Wochen und Monaten die Gespräche mit den Spielern stattfinden. Ich lasse mich überraschen, wohin mein Weg und der der SG BBM Bietigheim führt.

Sie können sich also gut vorstellen, weiter für Bietigheim zu spielen?

HEUBERGER: Natürlich. Ich habe zum größten Teil sehr gute Jahre gehabt in Bietigheim. Es gab Höhen und Tiefen. Ich bin hier in meiner achten Saison, ein Vertragsverlängerung würde aus meiner Sicht nichts im Wege stehen, aber das ist die Entscheidung des Vereins.

Heute Abend geht es nun in der MHP Arena im Verfolgerduell gegen den TV Hüttenberg - wie wollen Sie den Gegner knacken?

HEUBERGER: Wir werden versuchen, so aufzutreten wie in den letzten beiden Saisonspielen zu Hause gegen Friesenheim und auswärts in Aue, wo sich die Mannschaft sehr gut präsentiert hat. Mit der Unterstützung der Halle werden wir emotional reagieren, um so unsere fast weiße Weste daheim und in der Arena zu verteidigen.

Ist es noch etwas Besonderes, in der Ludwigsburger Halle zu spielen?

HEUBERGER: Die drei, vier Spiele im Jahr sind immer ein Highlight. Vor 3000 Zuschauern in der Arena zu spielen, macht einfach Spaß.

Ein Aufstiegsplatz ist derzeit nur zwei Punkte entfernt - ist der Sprung in die Erste Bundesliga in dieser Saison realistisch?

HEUBERGER: Das muss man sehen. Wir sind erst einmal zufrieden mit der jetzigen Situation. Wir wollen natürlich so lange wie möglich vorne dranbleiben und den Anschluss an den dritten Platz halten. Mittelfristig muss es das Ziel der SG sein, eine Etage höher zu spielen.

Vor jedem Spiel essen Sie eine Banane und trinken Red Bull. Was steckt da dahinter?

HEUBERGER: Das ist ein Ritual, das ich schon sehr lange pflege. Solche Rituale tun einem Spieler gut und sind vielleicht auch eine Kopfsache. Einen Sponsorenvertrag mit Red Bull oder einer Bananenplatage habe ich jedenfalls nicht.

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