Bietigheimer Zeitung
Begeisterung über den ersten Sieg
Handball-Zweitligist SG BBM Bietigheim gelingt 35:32-Erfolg gegen den TV Emsdetten
Am vierten Spieltag feierte die SG BBM Bietigheim mit dem 35:32 (14:16) gegen den TV Emsdetten den ersten Saisonsieg in der eingleisigen Zweiten Handball-Bundesliga. Dabei sorgte die SG BBM mit einer bärenstarken Vorstellung in der zweiten Halbzeit für helle Begeisterung in der Halle am Viadukt.
Nach der Schlusssirene feierten die Bietigheimer Spieler derart, als hätten sie gerade die Meisterschaft errungen. "Ich freue mich, dass sich die Jungs nach einigen knapp verlorenen Spielen selbst belohnt haben", erklärte ihr Trainer die Ausgelassenheit. "Wir haben eine phantastische zweite Halbzeit gespielt und unsere Stärken präsentiert. Das war wichtig", so Zürn, der sich beim "phantastischen Publikum bedankte, das für eine Stimmung gesorgt hat, wie ich sie hier noch nie erlebt habe".
Nach den ersten 30 Minuten war die Stimmung auf den Rängen eher getrübt, denn die Gäste aus dem Emsland lagen mit 16:14 in Führung und waren als spielerisch starke Einheit mit einer überragenden Abwehr aufgetreten. Die Bietigheimer dagegen agierten im Angriff unruhig und überhastet.
In der Defensive konnten sie die gewaltigen Würfe von Elvir Selmanovic und des zwei Meter großen österreichischen Nationalspielers Janko Bozovic aus dem Rückraum nicht verhindern. Auch die rechte Abwehrseite bekamen die Bietigheimer nicht dicht, über die der Niederländer Jeffrey Boomhouwer zu seinen Toren kam. "Da waren wir einige Male zu passiv in der Vorwärtsverteidigung", sprach Zürn hinterher die Fehler an.
Sekunden vor Ende der ersten Halbzeit ereignete sich eine Szene, die Signalwirkung gehabt haben könnte für das, was sich im zweiten Spielabschnitt ereignete. Pierre Freudl warf den Ball mit Brachialgewalt Richtung gegnerisches Tor. Die Kugel flog zuerst an den Pfosten, von dort an die Latte, prallte dann Torhüter Nils Babin an den Rücken und von dort ins Tor. Diese wilde Entschlossenheit Freudls, zu der auch das nötige Glück hinzukam, übertrug sich auf das Spiel der Bietigheimer. "Wir haben in der Kabine alles ruhig analysiert. Wir waren zwar meist dran, hatten aber leichte Fehler in der Vorwärtsbewegung", berichtete der SG-Trainer vom Halbzeitgespräch. "Danach haben wir voll durchgezogen und all das umgesetzt, was wir uns unter der Woche erarbeitet hatten", freute sich Zürn nach der furiosen halben Stunde, in der die Bietigheimer die mit Nationalspielern und erfahrenen Leuten besetzten Emsdettener beinahe in Grund und Boden spielten.
Dabei hätte Gästetrainer Patrick Liljestrand der SG BBM gar keinen größeren Gefallen tun können, als den ehemaligen weißrussischen Nationaltorhüter Vitali Feshchanka für den bis dahin stark haltenden Nils Babin ins Tor zu stellen. Feshchanka bekam kaum einen Ball zu fassen und auch Babin knüpfte nicht an seine Leistungen aus der ersten Halbzeit an, als er zwischenzeitlich wieder im Tor war.
Die Bietigheimer machten aus einem 15:19-Rückstand zwischen der 34. und 41. Minute eine 22:21-Führung. Die Abwehr, die wesentlich weiter aufrückte als zuvor, agierte stabiler, Torhüter Milos Hacko hielt das, was man sich von ihm versprochen hatte und meisterte auch schwierig zu haltende Würfe. Vorne suchten Christian Schäfer und Robin Haller schneller und entschlossener den Abschluss gegen schwache Torleute. "Haller war in der zweiten Halbzeit exzellent, Schäfer spielte bestechend auf", lobte Zürn seine besten Torschützen.
Getragen von der eigenen Leistung und der tollen Atmosphäre kämpften und spielten sich die Gastgeber ihrem ersten Saisonsieg entgegen. Beim TV Emsdetten wurde das Manko des wegen der Verletzung zweier Spieler kleinen Kaders sichtbar. Trainer Liljestrand setzte über 60 Minuten nur acht Feldspieler ein. Der Kräfteverschleiß machte sich bemerkbar. Nur einer rackerte nimmermüde: Stefan Thünemann, Abwehrchef und in der zweiten Halbzeit auch mehrfach glänzend am Kreis freigespielter Torjäger.
"Wir waren 30 Minuten gut, haben die zweite Halbzeit auch gut angefangen, dann kam Hitze ins Spiel und wir haben unsere Linie verloren", analysierte Gästetrainer Liljestrand die Partie. Da durfte sich vor allem der bullige Selmanovic angesprochen fühlen. Der beste Werfer der Zweiten Liga Nord in der vergangenen Saison, der in der ersten Hälfte in Bietigheim beinahe traf wie er wollte, reagierte nach einem Foul an ihm unbeherrscht, ruderte nach Pfiffen gegen ihn mit den Armen Richtung Tribüne und war fortan der Buhmann. Jede seiner Aktionen wurde mit einem gellenden Pfeifkonzert begleitet. Er behielt aber die Nerven, im Gegensatz zum Bietigheimer Freudl, der sich zu einem Foul hinreißen ließ und die Rote Karte sah (43.).
Seinen Ausfall kompensierte vor allem der lange Schulz, der aus dem linken Rückraum noch viermal traf. In der 57. Minute musste dann Selmanovic für zwei Minuten auf die Bank und bremste damit die Aufholjagd seines Teams, das beim 26:31 erstmals fünf Tore zurücklag und sich bis auf 30:32 herangearbeitet hatte. Mit seinem siebten Treffer zum 34:31 eine Minute vor Schluss machte Rechtsaußen Schäfer den Sieg der Bietigheimer endgültig perfekt. "Jetzt gewinnen wir nächste Woche in Erlangen", kündigte Christian Heuberger den ersten Auswärtssieg an. Heuberger wurde für seine überragende Leistung in der Abwehr zum besten Spieler seiner Mannschaft gekürt.
Ludwigsburger Kreiszeitung
Jubel über ersten Erfolg
Bietigheim-Bissingen – Befreiungsschlag für Handball-Zweitbundesligist SG BBM Bietigheim: Gegen den TV Emsdetten gewann die SG nach einer starken zweiten Hälfte mit 35:32 (14:16) und holte sich damit den ersten Sieg in der eingleisigen 2. Bundesliga.
„Heute haben sich meine Jungs für eine gute Leistung belohnt“, freute sich SG-Trainer Jochen Zürn nach Spielschluss über den hart erkämpften Erfolg gegen das Spitzenteam aus Emsdetten.
Bis zur 40. Minute schien es, als sollte die SG auch im vierten Saisonspiel leer ausgehen. Zu stark präsentierten sich die körperlich überlegenen Münsterländer mit ihren herausragenden Rückraumschützen Elvir Selmanovic und Janko Bozovic, die mit ihren 17 Treffern mehr als die Hälfte aller Gäste Tore erzielten.
Nach ausgeglichenem Beginn setzte sich Emsdetten auf 14:10 ab (26. Minute). Nico Kibat per Siebenmeter und Pierre Freudl mit zwei Einzelaktionen verkürzten den Halbzeitrückstand (14:16) auf zwei Tore.
Den besseren Start in Hälfte zwei erwischten die Gäste, die bis zur 35. Minute auf 19:15 davonzogen. Was folgte, war ein Feuerwerk der SG-Angreifer. Innerhalb von zwei Minuten glichen die Ellentäler durch Kibat, Mathias Hinz, Freudl und Robin Haller zum 19:19 aus.
Die Halle stand kopf, als der nun nicht mehr zu stoppende Haller sein Team in der 41. Minute in Führung schoss (22:21). Zwei Minuten später sah Freudl nach einem Foulspiel rot, aufhalten ließen sich die nun wie entfesselnd aufspielenden Gastgeber davon nicht mehr. Auch weil bei TV- Spielmacher Selmanovic die Kräfte schwanden und er nach einer Unsportlichkeit bei jeder Ballberührung von den knapp 1000 Zuschauern ausgepfiffen wurde.
Hinten stand Torhüter Milos Hacko wie eine Eins, vorne ließen Christian Schäfer, Haller und Philipp Schulz den Ex-Erstliga-Torhüter der Gäste, Vitali Feshchanka, wie einen Anfänger aussehen.
Nach dem Kracher von Haller unter die Latte zum 32:28 (55.) war die Entscheidung gefallen. Dem mit einer fast hundertprozentigen Trefferquote auftrumpfenden Schäfer sowie Schulz gelangen die letzten Treffer zum umjubelten 35:32.
SG BBM: Hacko, Welz; Haller (8), Schäfer (7), Freudl (6), Schulz (5), Kibat (4/2), Zieker (2), Bohnert (1), Heuberger (1), Hinz (1), Blodig, Rentschler.