Ludwigsburger Kreiszeitung

Nuancen geben Ausschlag

Etliche Entscheidungen von Bernd und Reiner Methe (Vellmar/Hessen) hatten dem Bietigheimer Handballtrainer Jochen Zürn am Freitag im Zweitligaspiel gegen den Bergischen HC die Galle überlaufen lassen. Beim Sonntagsfrühstück, zwei Tage nach dem heißen Kampf in der Arena Ludwigsburg, hatte sich sein Zorn auf die Schiedsrichter gelegt. Gestern befasste er sich lieber mit den Gründen für die 32:35 (15:15)-Niederlage, die er und sein Team selbst beeinflussen können.
Vor allem will Zürn die positiven Aspekte mit in die neue Trainingswoche nehmen, die schon am Freitag das nächste Spitzenspiel bringen wird und zwar in der Stuttgarter Porsche-Arena gegen den Lokalrivalen TV Bittenfeld. „Wir haben einer absoluten Topmannschaft Paroli geboten“, verwies der Coach auf die Stärke und Aufstiegsambitionen der Bergischen Löwen.

Die Gäste aus Solingen kapitulierten selbst dann nicht, als die SG BBM Bietigheim das Heft in die Hand nahm und bis zur 44. Minute scheinbar vorentscheidend auf 26:22 davonzog. „Wir hätten ruhiger agieren müssen“, monierte Zürn, dass es seine Truppe zuließ, wie der kampfstarke BHC neun Minuten später mit dem 29:29 wieder den Ausgleich erzwang und seine Angriffswucht noch in einen Auswärtssieg ummünzte.
„So ein enges Spiel wird von Nuancen entschieden“, konstatierte der Trainer. In der entscheidenden Phase konnte die SG kein Kapital aus zwei Zeitstrafen für den Gegner schlagen. Zudem vergab Spielmacher Nico Kibat den einzigen seiner fünf Siebenmeterwürfe. Der Wucht und Treffsicherheit von Alexander Oelze (7/3), Kristoffer Moen (6) und Runar Karason (5) hatten die Bietigheimer nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen.
Die SG-Rückraumschützen Philipp Schulz und Pierre Freudl lagen an der Kette. Erfolgreichste Werfer waren Kibat (7/4), Mathias Hinz und Robin Haller (je 5). Eine Schrecksekunde erlebten die Fans, als sich Hinz das Knie verdrehte. Die SG hofft, dass der Linksaußen am Freitag im Duell Vierter (Bittenfeld) gegen Fünfter (Bietigheim) wieder wirbeln kann.
In der Porsche-Arena können sich die Bietigheimer wieder auf eine riesige Kulisse freuen. Enttäuschend dagegen die Zuschauerzahl in der Arena Ludwigsburg: Offiziellen Angaben zufolge waren es 1850, gefühlt eher einige hundert weniger.



RP online

Hitziger Atmosphäre getrotzt


In anderen ähnlich knappen Spielen der Zweitliga-Saison hatten beim Bergischen HC Handballer gefehlt, die in schwierigen Situationen Akzente setzten. Beim 35:32-Erfolg gegen Bietigheim taten sich mehrere hervor.

Jan Stochl hatte Akzente gesetzt. Nachdem der Keeper des Bergischen HC vier Minuten lang seinen Job zwischen den Pfosten Damian Bungart überlassen hatte, präsentierte er sich nach seiner Rückkehr wie ausgewechselt – auch weil seine Vorderleute wieder konsequenter in der Abwehr agierten. Ein parierter Siebenmeter gegen Nico Kibat hier, ein mit der Fußspitze abgewehrter schwieriger Wurf von Robin Haller dort. Dank Stochl hatte der Handball-Zweitligist gegen de SG Bietigheim fünf Minuten vor Schluss die große Chance, ein verloren geglaubtes Spiel nun vorzeitig für sich zu entscheiden.

Christian Hoße mit einem Doppelschlag und Runar Karason hatten gerade den 27:29-Rückstand in eine 30:29-Führung verwandelt, als Jan Stochl sein Team abermals in Ballbesitz brachte. Dass Kenneth Klev im folgenden Angriff nur die Latte traf, schien am Vorteil der Bergischen nichts zu ändern. Der Norweger hatte so hart geworfen, dass der Ball in hohem Bogen weit in die eigene Hälfte zurückflog. Seelenruhig ging Stochl dem Ball entgegen, um ihn vor dem heranstürmenden Mathias Hinz aufzunehmen. Bei allem Harz aber erwies sich das Spielgerät weniger griffig als gedacht. Der BHC-Schlussmann griff daneben, Hinz hechtete dazwischen und vollstreckte zum 30:30 ins verwaiste Gehäuse.

Jetzt wachten die 1600 Anhänger der SG Bietigheim auf und verpassten der noch nicht einmal zur Hälfte gefüllten Arena Ludwigsburg die Atmosphäre, die sonst in der eigentlichen Heimstätte in Bietigheim über 60 Minuten herrscht. Stochls Fehlgriff sowie der immer hitziger werdenden Stimmung auf den Rängen trotzten die Bergischen, ohne hektisch zu werden. "Wir haben Mitte der zweiten Hälfte einen Hänger gehabt," sagt Trainer Ha De Schmitz. "Dass wir in einem ausgeglichenen und dramatischen Spiel trotzdem glücklich gewonnen haben", machte der Löwen-Coach an einigen Spielern fest, die in der Schlussphase Akzente gesetzt haben. Alexander Oelze sei der Mittelmann gewesen, wie er sein solle. "Mit viel Dampf und viel Mut hat er etwas alleine unternommen. Das muss er auch bei einer so offensiven 5:1-Deckung." Ähnlich wie Alexander Oelze bekamen die Bietigheimer auch Runar Karason nur schwer unter Kontrolle.

Einen anderen entscheidenden Mann hatte Ha De Schmitz eigentlich noch schonen wollen. Dann aber brachte er den lange Zeit an der Schulter verletzten Christian Hoße doch, nachdem der BHC eine 4:6-Unterzahl schadlos überstanden hatte. In Unterzahl legte der Linksaußen vom Kreis und bei einem Tempogegenstoß die Basis zur wichtigen Führung, in der Schlussminute gelangen ihm zwei weitere Treffer. Sehr zur Freude von Ha De Schmitz: "Man hat gesehen, wie wertvoll er für uns ist."


Solinger Tageblatt

Kristoffer Moen ist der neue BHC-Chef

Norweger Kristoffer Moen hat sich im Team der „Löwen“ zum Chef entwickelt. Von Martin Auer

Es lief die 44. Minute am Freitagabend in der Ludwigsburger Arena bei der SG Bietigheim, als der Bergische HC endlich einmal das umsetzte, was Trainer HaDe Schmitz schon öfter vergebens angemahnt hatte. „Große Mannschaften ziehen sich mit ihrem Siegeswillen selbst aus kritischen Situationen heraus“, lautet das Credo des Routiniers auf der „Löwen“-Bank. Der Mann, der auf dem Feld das Signal gab, das aus dem 22:26-Rückstand noch einen 35:32-Sieg werden ließ, war Kristoffer Moen.

„Die Punkte sollten zurückgehen.“

Nico Kibat zum Abzug der sechs Zähler

„Ich habe einfach nur gebrüllt, eigentlich gar nichts gesagt, aber alle haben es kapiert“, erzählte der 30-jährige Norweger nach der Partie. Der 1,94 Meter lange 100-Kilo-Mann, der mit seinem körperbetonten Spiel vor allem im Deckungszentrum immer vollen Einsatz bringt, hat sich offenbar in der internen Hierarchie im Team einen besonderen Platz erobert. „Er ist der Chef“, bestätigt Betreuer Siegfried Knapik, das habe sich seit Ende der letzten Saison so entwickelt.

Der 67-jährige Knapik war es übrigens, der dafür sorgte, dass der BHC in Bietigheim mit 35:32 statt 34:32 gewann. Der finale 30-Meter-Wurf von Runar Karason landete mit der Sirene im Netz, wurde aber vom Schiedsgericht erst nicht anerkannt. Knapik insistierte, bekam dann Unterstützung vom Schiedsrichter-Gespann Methe/Methe.

Runar Karason zog damit als bester Feldtor-Schütze des Spiels in allerletzter Sekunde noch mit Kristoffer Moen gleich, der 22-jährige Isländer scheint seine Verletzungsprobleme überwunden zu haben. Das ist umso wichtiger für den BHC, als der 33-jährige Jiri Vitek im rechten Rückraum seit einer Handverletzung seiner Form hinterherläuft.

Jan Behr wird zur echten Alternative

Aber auch auf der anderen Rückraum-Seite, auf der Kenneth Klev erneut eine ganz Halbzeit Anlauf brauchte, entwickelt sich Jan Behr immer mehr zur echten Alternative. Der ebenfalls 22-jährige Neuzugang ist in der Abwehr bereits auf dem Weg in die erste Sieben, gegen Bietigheim warf er vor der Pause zwei ganz wichtige Rückraum-Tore.

Nach dem Sechs-Punkte-Abzug für den BHC scheint die Stimmung bei den Konkurrenten zu kippen. Bestes Beispiel: Bietigheims Kapitän Nico Kibat. „Erst habe ich gedacht, es geschieht dem BHC recht, wenn sie einen gesperrten Spieler einsetzen. Aber jetzt, wo man Details kennt, sollten die Punkte zurückgehen“, erklärte der 30-jährige Ex-Kieler. Dass die Punkte zurückkommen, ist im Kampf um Platz eins wohl unabdingbar. Tabellenführer TV Hüttenberg holte erneut Big Points in Eisenach.

 

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