Südwest Presse
Auswärts stotterts wieder
Unterstützt von knapp 300 Fans reisten die Zweitliga-Handballer des TV Neuhausen gestern zum Schwabenderby bei der SG BBM Bietigheim. Im Gepäck auf der Heimreise: nur verschwitzte Trikots, keine Punkte.
Schon in der Hinrunde hatte sich das Duell zweier guter Bekannter als Handball-Leckerbissen entpuppt, ähnlich flott und energiegeladen ging es gestern Abend in der Arena Ludwigsburg her, wo Bietigheim seine attraktiven Heimspiele austrägt.
ZUR BILDERGALERIE PARTYPICS
Besonders ein Akteur kam bei den Gastgebern gut aus den Startlöchern: Mittelmann Philipp Schulz. Einen "bärenstarken Auftritt" bescheinigte ihm die TVN-Pressefrau. Trotzdem blieben die Ermstäler, die in ungewohnt roten Trikots aufgelaufen waren, stets auf Schlagdistanz und hielten die Partie bis zum 10:10 (19.) noch vollkommen offen. Mit einem Zwischenspurt zogen die Hausherren dann aber erstmals beim 14:11 (23.) auf drei Tore davon, selbst TVN-Schlussmann Milos Slaby räumte danach vorübergehend für Magnus Becker sein Gehäuse. Dennoch war der TVN-Anhang beim späteren Pausenstand von 18:16 noch guter Dinge. Vor allem Julius Emrich hielt mit seinen bis dato fünf Treffern seine Mannschaft noch auf Kurs.
Dann allerdings schien dem TVN der Pausentee nicht bekommen zu sein. Innerhalb von sechs Minuten zog die SG auf 24:17 davon, TVN-Trainer Markus Gaugisch wollte den Abwärtstrend mit einer Auszeit stoppen - das gelang. Wie zuletzt bei der Niederlage in Leichlingen startete der TVN eine Aufholjagd, war rasch wieder auf 24:26 heran. Der TVN-Anhang bescheinigte aufgrund dieser Phase seiner Mannschaft eine tolle Moral - für die es in der Endabrechnung bekanntlich aber keine Punkte gibt.
Die Truppe von SG-Trainer Jochen Zürn fing sich allerdings wieder, wenngleich dem Übungsleiter schon etwas mulmig zu Mute war, wie er nach der Partie zugab. Die Rolle seines Torjägers übernahm nun mehr und mehr Nico Kibat, der neben seinen Siebenmetern auch aus dem Feld zum Zuge kam und den Ball insgesamt elf Mal im TVN-Gehäuse versenkte. Zehn Minuten vor dem Ende schien die Partie beim 32:26 daher schon gelaufen. "Wir hatten in dieser Phase der Wucht der Bietigheimer nichts mehr entgegen zu setzen", resümierte Markus Gaugisch, der ergänzte: "Ein verdienter Sieg für die SG, weil wir einfach ein paar Fehler zu viel gemacht haben."
Doch der TVN zeigte sich kämpferisch und arbeitete sich abermals bis auf zwei Tore heran, als Marcel Schiller zum 30:32 (57.) verkürzte. Wenige Sekunden später dann aber die Entscheidung, als Bietigheim in Person des ehemaligen TVN-Linksaußen Jochen Bauer nicht nur den Abstand vergrößerte, sondern Martin Fiedler nach seiner dritten Zeitstrafe auch noch die rote Karte sah. In Unterzahl war die Partie nicht mehr zu drehen.
So jubelten 2830 Zuschauer, abzüglich der TVN-Fans, über den ersten Bietigheimer Heimsieg in der neuen Arena, der TVN hat sich damit unfreiwillig einen weiteren Platz in den Geschichtsbüchern des Handballs gesichert.
So spielten sie
SG BBM Bietigheim: Lenz, Krotz - Haller, Kibat (11/5), Knieriem (2), Schäfer (2), Bühler (2), Bauer (2), Blodig, Hinz (2), Freudl (1), Löffler, Auer (4), Schulz (8).
TV Neuhausen: Slaby, Becker - Emrich (5), Fiedler (2), Trost (2), Reusch (1), Schiller (2), Stevic, Dürner (6/4), Michalik (4/1), Hackius (1), Gutbrod (4), Eisele, Bader (3).
Siebenmeter: 6/5 (Kibat scheitert an Slaby) - 6/5 (Dürner scheitert an Krotz)
Zeitstrafen: SG: 4 (Haller, Knieriem, Bühler, Schulz) - TVN: 6 (Fiedler (3), Emrich, Hackius, Trost)
Schiedsrichter: Fischer/Hetzel (Edigheim/Pfalz)
Zuschauer: 2830
Ludwigsburger Kreiszeitung
Bietigheimer Kampfgeist macht Laune
Ludwigsburg – Diesen Sieg wollte Handball-Zweitligist SG BBM Bietigheim mit aller Macht. Es ging im württembergische Kräftemessen ums Prestige und es musste der erste Sieg in der Arena Ludwigsburg her. Es war ein hartes Stück Arbeit, ehe sich der TV Neuhausen/Erms mit 34:30 (18:16) geschlagen gab.
Die Derby-Stimmung war schon vor dem Anpfiff deutlich hörbar. Das bewährte SG-Drummerteam heizte wie beim Bundesliga-Basketball ein, die Neuhausener Akteure machten sich mit einem wildem Kriegstanz heiß, 2830 Zuschauer sorgten für eine schöne Kulisse.
Ein prominenter Zuschauer drückte freilich den Gästen die Daumen: Der frühere Frauen-Bundestrainer Armin Emrich („Eine großartige Halle“)schaute bei seinem Sohn Julius besonders genau hin. Und hatte bis zur Halbzeit schon fünf Tore des Neuhausener Kreisläufers gesehen.
Nur ein Akteur hatte mehr Treffer auf dem Konto und zwar Bietigheims bis dahin sechsmal erfolgreicher Rückraumschütze Philipp Schulz, der keinerlei Respekt vor Torwart-Riese Milos Slaby zeigte. Diesem zog auch SG-Spielmacher Nico Kibat mit seinen sicheren Strafwürfen den Zahn.
Während der Tscheche Slaby schon früh seinen Platz im Gehäuse räumen musste, glänzte SG-Keeper Matthias Lenz mit tollen Reaktionen. Mit 14:11 (23.), 16:13, 17:14 und 18:15 (29.) setzten sich die Bietigheimer ab und kontrollierten das Geschehen. Das Rückraum-Ass der Gäste, Fabian Gutbrod, fand kaum Lücken in der massierten SG-Deckung.
Richtig ab ging die Post dann gleich nach der Pause. Der glänzend aufgelegte Kibat blies mit einer Treffer-Serie zur Attacke. Von 18:16 zog die Truppe von Trainer Jochen Zürn bis zur 36. Minute auf 25:18 davon.
Doch der Eindruck täuschte, dass sich schon die Vorentscheidung anbahnte. Die körperlich robusten Ermstäler mobilisierten noch einmal ihren Ehrgeiz. Nach vier Einschlägen „am Stück“ in Lenz’ Kasten stand es nur noch 26:24 (44.).
Ein Unterzahltor von Kibat war Gold wert und brachte die SG wieder auf Kurs. Als dann auch noch „Joker“ Benjamin Krotz einen Strafwurf entschärfte, stimmten die Fans die ersten Freudengesänge an.
SG BBM: Lenz, Krotz; Haller, Kibat (11/5), Knierim (2), Schäfer (2), Bühler (2), Bauer (2), Blodig, Hinz (2), Freudl (1), Löffler, Auer (4), Schulz (8).
Bietigheimer Zeitung
Kibat blüht nach der Pause auf
SG BBM Bietigheim kämpft TV Neuhausen im Zweitliga-Derby 34:30 nieder - Spielmacher glänzt
Die SG BBM Bietigheim hat das Derby in der Zweiten Handball-Bundesliga gegen den TV Neuhausen verdient mit 34:30 (18:16) gewonnen. Philipp Schulz und Nico Kibat glänzten als Torschützen vom Dienst.
"Oh, wie ist das schön" drang aus den Boxen der Ludwigsburger Arena, und die Bietigheimer Handballer machten mit ihrem Fanblock dazu fröhlich La Ola. Nach den 60 umkämpften Derby-Minuten und dem verdienten Heimsieg hatte die SG BBM gestern richtig Grund zu Feiern. "Vielen Dank für die Unterstützung", bedankte sich der überragende SG-Spielmacher Nico Kibat über das Mikro bei den Fans, "in dieser Halle zu spielen, macht immer Spaß."
Die große Kulisse von 2830 Zuschauern schien in der zerfahrenen Anfangsphase beide Mannschaften zu beeindrucken. Vor allem die Neuhausener erlaubten sich in den ersten Minuten in der Vorwärtsbewegung viele leichte Fehler, was die SG BBM allerdings nicht entscheidend zu nutzen vermochte. So blieb das Derby in Durchgang eins eine enge Angelegenheit. Waren die Bietigheimer mal um zwei Tore enteilt, wie beim 5:3 (11.), 7:5 (13.) oder 10:8 (18.), zog der Tabellenfünfte von der Erms gleich nach und gleich. Die Aktivposten im Spiel des Gastgebers waren bis zur Pause der gewohnt souveräne Mathias Lenz im Tor sowie Philipp Schulz. Der gefürchtete Rückraum-Kanonier erzielte im ersten Spielabschnitt allein sechs seiner insgesamt acht Treffer.
Nico Kibat, der im Derby einmal mehr seine Coolness von der Siebenmetermarkierung bewies (sechs Versuche, fünf Treffer) brachte die SG BBM mit dem 14:11 in der 23. Minute erstmals mit drei Toren in Front. Weil Milos Slaby, der tschechische Nationalkeeper in Diensten des TVN, ungewöhnlich selten den Ball zu fassen bekam, nahm ihn sein Trainer Markus Gaugisch vom Feld und probierte es mit Slabys Vertreter Magnus Becker. Doch auch der sah kaum Land, was vor allem für Schulz Gewaltwürfe über halblinks galt. Dennoch ließen sich die Neuhausener partout nicht abschütteln. Nach einer Auszeit von SG-Trainer Jochen Zürn warf Jochen Bauer gegen seinen Ex-Club zwar das 18:15 und damit wieder einen Dreitorevorsprung heraus. Da aber kurz vor der Pausensirene Julius Emrich zum 18:16-Pausenstand traf, war für die zweite Hälfte auch für die Gäste noch alles drin.
Den Auftakt zur zweiten Hälfte verschlief der TVN völlig. Die Bietigheimer legten dagegen einen Zahn zu, agierten konzentrierter und nutzten die Schwäche des Gegners eiskalt aus. Bis zur 37. Minute zog die SG BBM auf 25:18 davon. Einzig ihrem Juniorennationalspieler Fabian Gutbrod hatten es die Neuhausener in dieser Phase zu verdanken, dass sie nicht vorentscheidend abgehängt wurden. Das hohe Tempo konnte Bietigheim allerdings nicht halten. Der stärkste Aufsteiger der Liga kämpfte sich ins Spiel zurück und verkürzte in der 44. Minute auf 24:26. Die Partie drohte zu kippen.
Das tat sie aber nicht - und dies hatte in erster Linie mit Kibat zu tun. Der elfmalige Torschütze legte eine ganz starke zweite Halbzeit auf die Platte und löste Schulz nach der Pause als Torgarant ab. Beim 32:26 lag Bietigheim wieder mit sechs Treffern vorne (50.). Doch erneut kamen die bis zum Schluss kampfbereiten und nie aufsteckenden Gäste auf 30:32 heran (57.). Nach Bauers zweitem Tor zum 33:30 und der Hinausstellung von Gästeakteur Martin Fiedler, der die dritte Zeitstrafe kassierte, war die Begegnung entschieden. Den Schlusspunkt zum 34:30-Endstand setzte Pierre Freudl. "Es war das erwartet schwere Spiel", bilanzierte Zürn.