Die Wüstensöhne erwischt es eiskalt
Artikel aus der Leonberger Kreiszeitung vom 29.01.2010
Handball Zweitligist SG BBM Bietigheim schlägt in Hemmingen das Nationalteam von Kuwait mit 41:27 Toren. Von Meike Reuter
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Wenn der Handball-Förderverein des GSV Hemmingen zum Freundschaftsspiel einlädt, ist die neue Sporthalle brechend voll. Das Trainingsspiel zwischen Zweitligist SG Bietigheim Metterzimmern und der Nationalmannschaft von Kuwait war eine exotische Abwechslung für alle. Am Ende besiegte Bietigheim die weit gereisten Gäste deutlich mit 41:27 Toren.
"Es ist toll, dass Bietigheim uns als kleine Gemeinde die Chance gibt, ein solches Spiel bei uns auszurichten", sagte Andreas Seichter, der Vorsitzende des Hemminger Fördervereins, und empfing seine Gäste herzlich. Das Publikum verfolgte das schnelle und abwechslungsreiche Spiel zwischen den Wüstensöhnen und den Bietigheimern mit Spannung. Die exotischen Namen der Spieler sorgten dabei oft für Verwirrung. "Die fangen alle mit Al- an. Vielleicht reden sie auch von rechts nach links", bemerkte eine Zuschauerin, die sich bald zum Kuwait-Fan entwickelte und die Gäste kräftig anfeuerte.
Leider half dies nichts. Vielleicht war die Kälte den sonnenverwöhnten Kuwaitis in die Glieder gefahren. Im Winter ist es in Kuwait deutlich milder als in hiesigen Gefilde - mit Tagestemperaturen von 15 bis 25 Grad. Nur nachts wird es um die Null Grad kalt. Trotz Pudelmütze in der Aufwärmphase der zweiten Halbzeit konnte der Torwart der Kuwaitis die Bietigheimer nicht einschüchtern. Tomasz Ravnikar, der slowenische Betreuer und Delegationsleiter der Nationalmannschaft, gab sich vor dem Spiel siegessicher. Schließlich ist das Kuwait-Team amtierender Vize-Asienmeister und kann auf beachtliche Leistungen im internationalen Vergleich zurückblicken. So war das Team bei den letzten fünf Weltmeisterschaften mit von der Partie, 2009 reichte es für Rang 22. Der derzeitige Trainer Zoran Zivkovic ist auch kein unbeschriebenes Blatt: Der ehemalige Torwart gewann 1972 mit der jugoslawischen Nationalmannschaft Olympia-Gold und holte zudem auch als Trainer 1984 die Goldmedaille mit dem jugoslawischen Team.
Handball sei in Kuwait als Mannschaftssport beliebt, erklärte Tomasz Ravnikar. Er gab aber zu, dass Fußball einen höheren Stellenwert hat. "Fußball ist populär, aber Handball bringt die Ergebnisse." Und jede Partie wird in der Heimat im Fernsehen übertragen. In Kuwait gibt es nur eine Liga mit 14 Mannschaften - da ist die Auswahl an Gegnern beschränkt. Deshalb kommt die kuwaitische Nationalmannschaft schon seit Anfang der achtziger Jahre nach Deutschland ins Trainingslager.
Während viele Torchancen der Gäste mit einem Klatscher an der Latte oder dem Pfosten endeten, punktete die Bietigheimer Mannschaft von Trainer Jochen Zürn souverän durch beide Halbzeiten hindurch. "Wir wollten gewinnen", erklärte der zufriedene Trainer im Anschluss an das Spiel. Vor drei Jahren hat er schon einmal gegen Kuwait gespielt und sich vorab über die Mannschaft informiert. Die "Kragenweite kam uns zupass", beschrieb er seine Einschätzung. Mit dem Spiel seiner Mannschaft sei er "insgesamt sehr zufrieden", obwohl er noch einige Schwächen in Angriff und Abwehr sieht. Unterm Strich habe man den Zuschauern ein "gutes, schnelles, attraktives Handballspiel" geboten, das fair und freundschaftlich war.