Ludwigsburger Kreiszeitung
„Es muss mir gelingen, die Stärken bewusst zu machen“
Bietigheim-Bissingen – Vor einer Woche ist Jochen Zürn bei den Zweitliga-Handballern der SG BBM Bietigheim überraschend vom Co-Trainer zum Chef-Trainer aufgestiegen. Über seine bisherigen Erfahrungen und über die Arbeit mit der Mannschaft sprach Zürn mit unserem Mitarbeiter Erich Reiner.
Herr Zürn, Ihr erstes Ziel, im Derby gegen Bittenfeld zu punkten, haben Sie verfehlt. Warum hat es nicht ganz gereicht?
Jochen Zürn: Wir waren ganz nah dran am Punktgewinn, aber dann entschieden Zentimeter über Sieg oder Niederlage. Als kurz vor Schluss Sebastian Knierim im Kreis stand und Jochen Bauer auf dem Weg zum Ausgleich knapp den Ball verpasste, haben uns eben diese Zentimeter gefehlt.
Leistungsträger wie Robin Haller oder auch Chris Auer wirken verunsichert. Was ist der Grund?
Bei Robin ist das eine Kopfsache, ihm fehlt ganz einfach das Selbstvertrauen. Bei Auer muss man sehen, dass er über 60 Minuten auch in der Deckung hart arbeitet. Er geht in jedem Spiel an die Schmerzgrenze. Da passiert schon mal der eine oder andere Fehler.
Die Neuzugänge scheinen noch immer Probleme mit ihren kürzeren Spielzeiten zu haben.
Da ist was dran. Einige waren in ihren bisherigen Vereinen gesetzt, spielten oftmals durch und waren es nicht gewohnt auf der Bank zu sitzen. Doch die Spieler sind einsichtig, wohl wissend, dass bei 15 nahezu gleichwertigen Spielern durchgewechselt wird. Wer seine Chance nutzt, bekommt bei mir auch längere Spielzeiten.
Die Abwehr wirkt stabil, dagegen scheint im Angriff noch Potenzial nach oben da zu sein.
Im Positionsangriff müssen wir uns verbessern, vor allem über die Außen und über die Kreisanspiele muss mehr kommen.
Waren Sie über das Angebot und den Zeitpunkt, die Nachfolge von Uwe Rahn anzutreten, überrascht?
Beides kam für mich völlig überraschend. Es ehrt mich sehr diese Mannschaft in einem topgeführten Verein trainieren zu dürfen. Deshalb habe ich nach kurzer Rücksprache mit meiner Frau spontan zugesagt.
Worin unterscheiden Sie sich von Ihrem Vorgänger?
Ich bin ein positiver Mensch, der sich immer an den Stärken des Einzelnen orientiert. Ich spreche viel mit den Spielern und habe immer ein offenes Ohr für die Mannschaft.
Was müssen Sie ändern, um die SG wieder in die Erfolgsspur zu bringen?
In erster Linie bin ich als Psychologe gefragt. Es muss mir gelingen, den Jungs ihre Stärken bewusst zu machen, ihnen Selbstvertrauen einzuimpfen und eine positive Ausstrahlung vorzuleben. Gut Handballspielen können sie alle. Sie müssen es nur auf die Platte bringen.
Sie sind jetzt gerade mal eine Woche als Chef-Trainer im Ellental tätig. Können Sie schon positive Veränderungen in der Mannschaft feststellen?
Ganz klar – ja. Die Mannschaft hat eine positivere Ausstrahlung. Dies war auch im Derby klar zu erkennen. Wie sie die Rückstände weggesteckt hat und sich immer wieder herangekämpft hat war Klasse. Insgesamt hat das Team einen Schritt nach vorne gemacht.