Presseberichte
Marbacher Zeitung
Trainer Hess tritt zum zweiten Mal in dieser Saison zurück
Jochen Zürn übernimmt vorerst die Zweitliga-Mannschaft der TSG Oßweil - Lücke im Etat soll 120 000 Euro betragen
Ludwigsburg-Oßweil. Beim Handball-Zweitligisten TSG Oßweil herrscht wieder Chaos. Vor dem Auswärtsspiel beim TV Hüttenberg, das mit 27:32 verloren ging, hat Trainer Oliver Hess seinen erneuten Rücktritt bekannt gegeben. „Die Schmerzgrenze ist überschritten", sagt er.
Dass die TSG Oßweil in Hüttenberg die dritte Niederlage in Folge hinnehmen musste, ist nur Nebensache gewesen. Das Gesprächsthema war der erneute Rücktritt von Trainer Oliver Hess. „Nach der gescheiterten Spielgemeinschaft mit dem TV Kornwestheim wurde eine regelrechte Hexenjagd veranstaltet. Mein Vater und ich wurden für das Scheitern der SG verantwortlich gemacht, obwohl das doch der Vorstand entschieden hat", erklärt Hess seinen zweiten Rücktritt in dieser Saison.
Zur Erinnerung: Das erste Mal stellte er seinen Posten bereits zu Beginn des Jahres zur Verfügung, als er sich in Sachen Spielgemeinschaft hintergangen fühlte. Damals konnten ihn die Verantwortlichen der TSG Oßweil zu einer Rückkehr auf die Trainerbank überreden. Das scheint dieses Mal nicht mehr möglich zu sein. „Ich liebe diesen Verein, aber ich bin nervlich am Ende und gesundheitlich angeschlagen. Es geht einfach nicht mehr", bekräftigt Hess seine Entscheidung. Für die restlichen fünf Spiele der Saison wird Co-Trainer Jochen Zürn die Mannschaft betreuen. „Das ist auf den ersten Blick keine reizvolle Aufgabe. In Hüttenberg hat man deutlich gesehen, dass einige Spieler durch die Querelen gerade neben sich stehen. Jetzt müssen wir die Saison aber noch anständig zu Ende bringen."
Ob und wie es danach weitergeht, wissen nicht einmal die TSG-Vorsitzenden Thomas Lutz, Reiner Käss und Michael Reber. „Wir sind am Boden zerstört. Wir haben gedacht, dass jetzt alles wieder in geregelten Bahnen verläuft, und dann tut es so einen Schlag", sagt Lutz. Aber nicht nur die prekäre sportliche Situation macht dem Vorsitzenden Sorgen. Nachdem Geschäftsführer Olaf Schimpf vor kurzem seinen Hut genommen hatte, hat nun auch sein Nachfolger Jochen Eisele in der vergangenen Woche aufgegeben. Aus gutem Grund. Angeblich soll die Etatlücke bei der TSG Oßweil für die laufende Saison rund 120 000 Euro betragen. Ein Indiz dafür: Spieler und Trainer der Zweitligamannschaft warten noch auf Gehaltszahlungen. „Ich habe keine Ahnung, ob das stimmt", sagt Lutz und fügt hinzu: „Aber ich habe die Unterlagen seit Freitag bei mir zu Hause liegen und werde sie mir nun in dieser Woche in aller Ruhe anschauen."
TSG Oßweil: Gysin, Schweizer (ein Siebenmeter) - Meckes (7), Löffler (2), Huth (9/4), Becker (1), Pfahl (6), Catak (2), Knierim, Burkhart.
Stuttgarter Nachrichten
TSG Oßweil vor Scherbenhaufen
Trainer Hess tritt zurück - Team und Vorstand wissen nicht, wie es weitergeht
Stuttgart - Es ist nicht sein erster Rücktritt in dieser Saison. Doch für Trainer Oliver Hess steht fest, dass er am Karsamstag im Spiel beim TV Hüttenberg (27:32) definitiv letztmals auf der Bank des Handball-Zweit-ligisten TSG Oßweil saß. Team und Vorstand wissen nun nicht, wie es weitergeht.
Schon am Gründonnerstag hatte Hess seine Spieler zusammengetrommelt und ihnen seinen Entschluss mitgeteilt. „Es geht nicht mehr. Die Schmerzgrenze ist überrschritten, jeder zog zuletzt über die Familie Hess her", sagte der 39-Jährige. „Ich habe Angst, dass mein Vater einen Herzinfarkt bekommt, dass ich umkippe, dass meine Beziehung kaputtgeht."
Nachdem der Spielgemeinschaft mit dem TV Kornwestheim nach einem unsäglichen Hin und Her eine Absage erteilt wurde, prasselte Kritik auf Hess nieder. Von Seiten des Lokalrivalen, in diversen Internetforen - und auch die Stadt Ludwigsburg zeigte sich über das Nein zur Bündelung der Kräfte alles andere als angetan. Wenn es Hess auch dementiert, die schwierige finanzielle Lage der TSG dürfte seine Entscheidung zum Rücktritt beeinflusst haben. Beim jüngsten Kassensturz soll der neue Geschäftsführer Jochen Eisele - der inzwischen ebenfalls zurücktrat - ein Loch von 130 000 Euro im laufenden Etat ausgemacht haben. Hinzu kommen die nach wie vor nicht abzuschätzenden Steuerschulden. Wie es bei der TSG nun weitergeht? „Ich habe keine Ahnung", sagte der Vorsitzende Thomas Lutz am Sonntag. Er habe
vom Hess-Rücktritt aus der Zeitung erfahren. „Wir sind schockiert und werden die Lage am Dienstag erst einmal sondieren", so Lutz. Heute Abend trifft sich auch die Mannschaft. Dann wird geklärt, ob der bisherige Co-Trainer Jochen Zürn bis Saisonende die Verantwortung übernimmt. „Wir wissen gar nichts und wollen nun so schnell wie möglich Klarheit", fordert TSG-Routinier Ralf Burkhart - und ergänzt: „Olli Hess sagte bei seiner Abschiedsrede, wir können uns nach einem neuen Verein umschauen." Einige haben das schon getan: Ingo Me-ckes ist sich mit Bayer Dormagen praktisch einig, auch Sebastian Knierim flirtet mit
dem Zweitligazweiten. Christian Löffler und Sandro Catak werden bei Nachbar SG Bietigheim-Metterzimmern gehandelt.
Ob es nach dem Rückzug von Hess nun vielleicht doch zu einer SG mit Kornwestheim kommt, ließ TSG-Chef Lutz offen. „Wir müssen jetzt retten, was zu retten ist." Er steht vor einem Scherbenhaufen.
Ludwigsburger Kreiszeitung
Oßweils Endspurt reicht nicht aus
27:32-Niederlage beim TV Hüttenberg
Ludwigsburg - (str.) Handball-Zweitbundesligist TSG Oßweil hat das Siegen verlernt. Das 27:32 (14:17) am Samstagabend beim TV Hüttenberg war die dritte Niederlage in Folge für die Schwaben.
„In den Köpfen steckte was anderes drin als die Fähigkeit, sich aufs Handballspielen zu konzentrieren", meinte Jochen Zürn, der Co-Trainer der TSG, der in Hüttenberg letztmals seinen „Chef Oliver Hess neben sich auf der Bank hatte.
Hess hatte der Mannschaft ja am Donnerstagabend im Training mitgeteilt, dass er nach dem Spiel in Hessen nicht mehr als Trainer zur Verfügung stünde.
Der „Schock" (so Zürn) darüber und die Ungewissheit, wie es nun mit den Blauen weiter geht, waren eine brisante Mischung, die die Ludwigsburger Vorstädter einfach nicht zu einer Leistung finden ließ, mit der alle hätten zufrieden sein können.
Es war also laut Zürn, der wohl bis zum Saisonende die Trainingsleitung übernimmt, „ein Spiel unter besonderen Umständen".
In der Mannschaft herrsche „Wut, Traurigkeit und Ratlosigkeit" vor den letzten fünf Saisonspielen. Und man erwarte nun „ein klares Statement der Verantwortlichen", wie es weiter gehe.
Von Seiten der Mannschaft stehe jedenfalls fest, dass „wir den dritten Platz bis zum Ende halten wollen".
Eine Vorentscheidung darüber kann bereits am Samstag fallen, wenn die TSG in der Stuttgarter Schleyerhalle auf den Lokalrivalen TV Kornwestheim trifft, der nur noch einen Punkt hinter den Oßweilern zurück liegt.
Da werden die Ludwigsburger (genau wie ihre Kontrahenten) alles geben. Dass ihre Moral trotz aller Begleitumstände noch intakt ist, bewiesen die Spieler um Mannschaftskapitän Ingo Meckes auch in Hüttenberg.
Lange spielten sie weit von ihren Möglichkeiten entfernt. Zürn: „Völlig von der Rolle und in der Abwehr ohne Engagement." Und beim 30:20 für die Hessen acht Minuten vor Schluss sah denn auch alles nach einem fürchterlichen Debakel für die Schwaben aus..
Das aber wollten die Blauen dann doch nicht zulassen. Obwohl sie stark gehandicapt ins Spiel gegangen waren (Ralf Abend fehlt verletzt nun schon
das dritte Spiel in Folge und Mike Wolz muss wegen eines Bandscheibenvorfalls die Saison nach Lage der Dinge wohl vorzeitig beenden), mobilisierten sie noch einmal ihre letzten Kräfte und halbierten in den letzten Minuten den Rückstand vom 20:30 zum 27:32.
TSG Oßweil: Schweizer, Gysin; Knierim, Burkhart, Meckes (7 Tore), Becker (1), Catak (2), Pfahl (6), Löffler (2), Huth (9/davon 4 Siebenmeter).
Stuttgarter Zeitung
Oßweiler Chaostage
Trainer Oliver Hess tritt beim Handball-Zweitligisten zurück
LUDWIGSBURG (ump). Oliver Hess hat mit sofortiger Wirkung seinen Rücktritt erklärt. Der Trainer des Handball-Zweitligisten TSG Oßweil zieht damit die Konsequenzen aus den Querelen um die geplante Spielgemeinschaft mit dem TV Kornwestheim.
Am Samstag hat die TSG Oßweil in der zweiten Handball-Bundesliga mit dem 27:32 in Hüttenberg das dritte Spiel nacheinander verloren. Doch viel weitreichender dürfte der endgültige Rücktritt des Trainers und sportlichen Leiters Oliver Hess sein, der anschließend sagte: „Für mich und meine Familie ist die Schmerzgrenze nun überschritten."
Nachdem Anfang des Monats die Verantwortlichen der TSG einer schon beantragten Spielgemeinschaft mit dem Nachbarn TV Kornwestheim eine Absage erteilt hatten, sah sich Hess anschließend einem Spießrutenlauf ausgesetzt. Denn nicht nur der TVK-Vorsitzende Heinz Kipp („Mit mir und der Familie Hess wird es auch 2007 keine SG geben") kritisierte den langjährigen Oßweiler Trainer, auch die Ludwigsburger Lokalpolitiker sahen in ihm - und dessen Vater - den Sündenbock und bezeichneten die Entscheidung als schweren Fehler und Schäden für die gesamte Region. Dabei steht Hess mit seinen Rückzug nicht alleine da. Fast im Gleichschritt haben auch der Verwaltungsratsvorsitende Alexander Kolb sowie der Geschäftsführer Jochen Eisele, das Handtuch geworfen.
„Zumindest von der Stadt hätten wir uns schon etwas mehr Rückendeckung erhofft", sagt Eisele, der stattdessen eine Unterdeckung des Etats feststellen musste. Und zwar nicht wie von seinem Vorgänger angegeben in Höhe von rund 50 000 Euro, sondern von 130000 Euro. Ein Umstand, der möglicherweise bei der Lizenzerteilung für die nächste Saison zu Problemen führen könnte.
Erschwerend hinzu kommt, dass die Mannschaft auseinander zu fallen droht. Nachdem der Torjäger Adrian Pfahl bereits bei Bayer Dormagen unterschrieben hat, zieht es auch den Kreisläufer Ingo Meckes (und möglicherweise Rechtsaußen Sebastian Knierim) zu dem Bundesliganwärter. „Die Mannschaft ist tot", hat Oliver Hess in Hüttenberg frustriert konstatiert. Und das ausgerechnet vor dem Derby am nächsten Samstag gegen den TV Kornwestheim, das in der Stuttgarter Schleyerhalle ausgetragen wird.
Und so doch noch zur Nagelprobe für eine SG wird? Nachdem bei der TSG die letzten Urgesteine weg sind, ist jedenfalls nicht auszuschließen, dass der Vorstand um Thomas Lutz nochmals einen Anlauf unternimmt. Ein Insider sagt nur: „Im Moment weiß keiner, wie es weitergeht."